Ein eigentlich unscheinbarer Vogel, den ich nur zu gut
aus meiner ersten Heimat Paraguay kenne.
Zuhause ist er außer dort, auch in der unteren Hälfte
Brasiliens, Bolivien, Uruguay und in Argentinien, wo er auch seit 1928 als
Nationalvogel gilt.
Nicht nur hat der Vogel in jedem Land einen anderen
Namen;
Hornero, Casero, Alonsito,
Tiluchí, João-de-barro, usw.
Lateinisch: Furnaurius rufus. (Als würde mich das
interessieren…)
Ich nenne ihn hier “Hornero”, den so kenne ich ihn und so wird er genannt, weil er sein Nest/Haus ähnlich wie
der heimische Freiluftbackofen konstruiert ist.
Hat der Mensch
vom Vogel, oder der Vogel vom Mensch abgeschaut?
Es kann schon 3 bis 4 Monate dauern, bis sein Vogelhaus
fertig gebaut ist, doch nur selten wird es vom Erbauer mehr als einmal oder
einer Saison benutzt. Oft sind es andere Vögel, wie z.B. Schwalben, die den
Vorteil eines Fertighauses zu schätzen wissen.
Das Nest besteht immer aus einer Vor- und Hauptkammer.
Man kann nie reinschauen um Eier oder kleine Piepmätze zu sehen.
Von Bauern gern gesehen, weil sie am liebsten fliegendes Ungeziefer verspeisen. Und ja, wie wahrscheinlich über jedes Lebewesen in Südamerika, gibt es auch über den Hornero eine alte Legende.
Sie besagt…
Der junge männliche Nachwuchs musste eine dreiteilige
Probe bestehen um zum Mann zu werden.
·
Schneller laufen können als der schnellste Wind.
·
Zum anderen Ufer des Flusses und wieder zurück
schwimmen.
·
Über eine längere Zeit total regungslos liegen, ohne auch
nur mit der Wimper zu zucken.
Der Tag kam als mal wieder eine Gruppe Jungens es nicht
erwarten konnten, endlich echte Kerle zu werden. Darunter auch „Jahé“.
Jahé war gut vorbereitet und leistete hervorragende
Ergebnisse.
Er rannte und lies alle Konkurrenten weit hinter sich.
Er schwamm durch den strömenden Fluss und gelangte am
Ufer zurück als die Anderen noch schwer gegen die starke Strömung kämpften.
Er lag zweimal so lange als sein Mitstreiter und
bewegte sich nicht, egal wie viel gelacht und gestichelt wurde. Jahé hörte nur
die zauberhafte Stimme einer singenden Frau die ihn total verzauberte.
Eine außergewöhnliche Leistung! Der Häuptling war
happy und sah ein potentieller Schwiegersohn und in ihm.
So bekam Jahé die wunderschöne Tochter des Häuptlings
zur Frau angeboten, doch Jahé meinte, sich in eine andere verliebt zu haben,
dessen süße Stimme er während des Wettkampfes hörte. So ging er auf die Suche
dieser Frau und obwohl er immer wieder ihren Gesang hörte fand er sie nicht.
Eines Tages als er wieder die wunderschöne Stimme
hörte, streckte er seine Arme zum Himmel von wo her der Gesang kam und alle im
Dorf konnten sehen, wie seine Arme zu Flügel wurden und er davonflog.
Er irrte durch den Wald und um sich vor Blitz, Wind
und Regen zu schützen baute er auf einer Astgabel ein Häuschen aus Lehm und
Stroh.
Am Morgen darauf kam seine Geliebte angeflogen und…
…wenn sie noch nicht gestorben sind, dann tun sie heut
noch das
was Vögel so machen…
…sie trillern gemeinsam ein Lied!
Ok, alle die meine Geschichte doof finden…
…ich kann‘s noch steigern! Wartet bis das gedicht kommt!
Besonders früher und aufm Land in Paraguay, war so ein Backofen „Tatacuá“
sehr üblich. Hauptsächlich um den Maiskuchen und Maniokbrötchen zu backen.
Wenn ihr mich fragt, würde ich wieder in Paraguay
leben,
hätte ich ganz bestimmt auch ein Tatacuá.
Nun ein Gedicht vom Argentinier Leopoldo Lugones,
der seit 1936 nicht mehr unter uns weilt.
Er schrieb gerne Gedichte über Vögel, Tiere und Natur.
Ein Gedicht ist immer schwer zu übersetzen… und ich
bin nun absolut nicht so der „Gedichtsmensch“… trotzdem, so in etwa geht der
Inhalt,
aber der Reim ist dahin;
Horneros Häuschen hat ein Schlaf- und ein Wohnzimmer.
Sein Weibchen richtet gerade das Nest im Schlafzimmer.
Im bauchigen Wohnzimmer steht das Männchen und hütet die
Tür,
mit seinem halb geöffneten Hemd bis zum runden Kropf.
Er trägt einen alten, einfachen, aber sauberen Anzug,
der sich vom backsteinkneten etwas rotbraun färbte.
Als Künstler sucht er sich den Ast einer alten Weide,
oder einem säuselnden Mast und wird zum Telegraphen.
Dort wo der Lähm ist weich, singt aus bescheidener
Freude;
Ich will ein Hornero sein und baue singend mein Haus.
Es gelingt ihm alles aufs Beste, und so, mit
aufrichtigem Eifer,
schafft er und erblickt den Himmel im feuchten Spiegel
seines Lehms.
Von außen gesehen wächst der Bau wie ein Kopf,
während es von Innen bescheiden und herzlich ist.
Und da dieses Haus der Kern der Liebe und Fleißes ist,
erdenkt er sich’s aus dem Kopfe und trägt sein Herz
hinein.
Er baut es aus Heu und Lehm, sorgfältig zimmert er es
aus,
denn mit dem Lehm und dem Heu ist er ein wundersamer
Architekt.
Nun hat Horneros Häuschen einen Wohn- und einen Schlafraum.
Auch wenn kein Besen sich drin befindet, ist es sauber
und gepflegt.
Hat der Hornero sein Werk beendet, wird mit letzten
Schliff
die Außenwand rau verputzt,
sie dient als Schutz
gegen Frost und Sommerschwüle.
Schon erforscht er im Fluge die Gegend, mit Anmut und
jener Kraft,
einen kleinen Hammer ähnelnd, beläuft er den glatten
Boden.
Wartend auf seine Frau wird das Haus gelüftet,
die elegant und spähend es mit bezaubernder
Bescheidenheit füllt.
Und sobald sie, fröhlich und heiter, alles nach ihrem
Wunsch hergerichtet hat,
Trillert sie mit ihrem Kristallgeschirr.
So meine Lieben, das war nicht nur ein einfacher Eintrag für Natur am
Donnerstag bei der Jutta, ( KLICK ) das waren zusätzlich Vogelkunde, Geographie, Geschichte, Kultur, Länderkunde,
Exotische Bräuche und Sitten, Übersetzungsdienst… hab ich was vergessen?
Ja! Ganz liebe Grüße!
Wie genial ist das denn???
AntwortenLöschenHola liebe Ella, bei Jutta dich schon entdeckt (das Dashboard schläft wohl noch) bin ich dann doch mal sofort gekommen damit dein Bettchen nicht mehr so lange warten muss *gg* Also was vergessen? Ich würde sagen neeee, auf keinen Fall. Das ist ja sowas von interessant, und wieder was dazugelernt habe ich auch noch richtig Lust auf so einen „Tatacuá“ bekommen^^
...aber erst einmal zu dem kleinen Piepmatz: Er wirkt so zierlich und kann so solch ein geniales Nest bauen. Kein Wunder dass er in Deutsch u.a auch noch Lehm- oder Töpfervogel genannt wird. Das ist wirklich absolut genial mit dem Nest und den Kammern und ich bin überzeugt das die Bewohner sich ihren Ofen von ihm abgeschaut haben^^
Toll auch die Sage, die eigentlich auch gar nicht so unrealistisch ist, zumindest was die Faszination eines Gesanges angeht, denn darin kann man wirklich "verfallen" und sich drin verlieben. Schon gewaltig was diese Geschöpfe aus ihren Kehlen rausbringen können. Dein Gedicht finde ich auch klasse übersetzt, auch wenn der Reim verloren gegangen ist kann man sich "das Leben" richtig gut vorstellen.
Tja, und wieder beim „Tatacuá“ gelandet musste mir irgendwann mal erklären wie das damit läuft, bin da echt richtig heiß drauf wenn ich so leckere Endergebnisse sehe.
Danke dir jedenfalls für die tollen Bilder, den absolut lehrreichen Post und die viele Mühe die du dir wieder gemacht hast. Echt einzigartig!!!
Saludos, besitos, abrazos y buenas noches mi querida amiga
N☼va
Hallo Ella- Danke für den schönen Post ! Geren lese ich am Morgen deine tollen Berichte
AntwortenLöschenGLG
Elma
Donnerwetter, das war ja ein Mammut-Post, zudem noch ein interessanter und lehrreicher, ausgeschmückt mit Fotos, die in deutschen Gefielden eine unbekannte Welt zeigen.
AntwortenLöschenVielen Danke für deinen Beitrag und nun habe ich die Qual der Wahl, welches Foto ich im Natur-Donnerstag verlinke !
♥lichst grüßt Jutta
aus Deutschland
Hallo Ella,
AntwortenLöschenwas für ein toller Beitrag; ich habe ihn mit Spannung gelesen und deine Fotos angeschaut! Ein witziger Vogel und raffiniert, wie er sein nest baut! Als Unwissende hätte ich in dem Bau eher Insekten vermutet!
Und dieser Steinofen ist auch ganz große Klasse; könnt ich mir in unserem Garten auch vorstellen!
Liebe Grüße, Suzie aus Hamburg
sehr interessant, was für "Häuser" der Hornero baut
AntwortenLöschenlg gabi
Liebe Ella,
AntwortenLöschendanke für Deine wunderschönen Berichte über die Natur, die Vögel und sonstige Wohnbegebenheiten.
Beim Anblick des ersten Bildes, ein Vogel??? beim weiterlesen, ach ja, es soll ein Vogelbau sein. Alles klar.
Dann der Vogel selbst. Was für ein stolzer kleiner Vogel.
Ich finde Deine Geschichte nicht doof und lese sie immer gerne.
In so einem Backofen „Tatacuá“ glaube ich, würde ich nichts gebacken bekommen. Oder doch?
Vielleicht, wenn man damit groß wird.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag und freue mich jetzt schon auf weitere schöne Geschichten von Dir.
Herzliche Grüße Ingeburg
Liebe Ella
AntwortenLöschenDeine Geschichte und auch dein Gedicht sind durchaus lesenswert und überhaupt nicht doof. Die Bilder passen super dazu. Und so nebenbei wieder was gelernt.... ;-)
lg Gabriele ☼
http://natural-moments.blogspot.ch/2015/10/streifzug-am-mittwoch-28-die-letzten.html
Liebe Ella
AntwortenLöschenSehr schön.Bei Dir kann man wenigstens noch einiges lernen.-man würd alt wie eine Kuh,und lernt noch immer etwas dazu.Sagt doch schon das alte Sprichwort.
Und so schöne Bilder,einfach toll.
Liebe Grüße Christa...
So einen Grazilen Vogel und die Geschichte richtig erfrischend zum Lesen.
AntwortenLöschenJa so einen Ofen würde mir sicher auch gefallen.
L G Pia
Ach wie drollig! :-) Den gibts hier sicherlich nicht. Der Mensch hat alles aus der Natur abgeschaut und doch reicht er in der Perfektion nicht annähernd heran, wenn man z.B. die Flugzeuge einmal nimmt ... wie gern würde der Mensch fliegen, aber Fliegen wie ein Vogel wird der Mensch niemals können. Nur mithilfe aufwändiger technischer Konstruktionen ist es in einem Flugobjekt wie dem Flugzeug o.ä. möglich.
AntwortenLöschenDer Backofen ist ja niedlich! Aber sicher jeweils ein Aufwand, ihn zu befeuern. Wir haben unsere E-Herde ja, weils schnell gehen soll, leider ;-) Ich hätte gern einen Holzofen gehabt, wie meine Großmutter. Doch das würde alles irgendwie nicht mehr passen, vor allem zeitlich. Manchmal wünschte man sich zurück - in eine andere Zeit ...
Liebe Grüße auch hier
Sara