Sonntag, 24. März 2013

Die Guaraní; ihr Glaube, ihre Erziehung.

Im Grunde ist es ja das Ein- und Selbe, wo kein Glaube ist, kann auch keine Erziehung sein. Oder stehe ich alleine mit dieser Meinung?
Die Guaraní Indianer bezeichnen die gesamten und wichtigsten Momente ihres Lebens
-Empfängnis, Geburt, Namens Empfang, Lebensbeginn, Vaterschaft und Mutterschaft, Krankheit, Schamanischer Berufung, Tod- wird als „Wort-Seele“ definiert. (Vielleicht einfacher als „was die Seele spricht“ zu bezeichnen.)
So ist der Mensch zu seiner Geburt ein „Wort-Seele“ der sich bis zu seiner vollkommenen Menschlichen Größe aufstellt.
Die Mbyá Indianer erzählen, dass die Väter der „Wort-Seelen“, aus ihren zuständigen „Himmel“ über den Traum zu dem, des zu werdenden Vaters kommunizieren. Diese geträumten Worte sind es, die daraufhin in der Frau einziehen und so der Empfang ein neues Leben in ihr beginnt. Selbstverständlich gehört der Geschlechtsverkehr dazu.
Für die Mbyá ist das Kind von „Denen da Oben“ gesendet worden.
Einfacher ausgedrückt; ein Kind ist der Seelenwunsch der Eltern und Ahnen.
Der Schamane muss durch seine Inspiration und Gebeten (manchmal sehr dauerhaft) den Namen, je nach Herkunft des spirituellen Ortes, für das Kind finden.
Dieser Name ist nicht nur Bestandteil sondern auch bildend für den Menschen.
So ist es nicht selten, dass ein Kind mit einen „Ausgesuchten und bedeutenden Namen aufwächst, doch später mit einem „herkömmlich-paraguayischen“ Namen eingetragen wird.
Die traditionelle Erziehung der Guaraní, besteht aus dem hören der Worte die sie von „Denen da Oben“, meist über den Traum bekommen. Der Guaraní sucht die Perfektion des Seins in die Perfektion seiner Ausdrucksweise.
So ist der Unterricht durch „Lehrern“  in „Schulen“ heute noch für viele Indianer sinnlos und fast eine Provokation.
Das „Wort“ ist eine Gabe von „Denen von Oben“ und nicht ein Wissen, dass durch einen Lehrer in eine Schule erlangt werden kann.
Dieser einfache und schöne Glaube findet  in unserer heutigen Zeit leider keinen Platz mehr. Was auch richtig und verständlich für uns ist. Schließlich haben die Indianer nur eine Chance; sie müssen sich nach und nach, in der heutigen „zivilisierten“ Zeit integrieren.
So ziehe ich meinen (gerade nicht aufhabende) Hut vor Schwester Mariblanca, die es  in einen Jahrzehnte langen Kampf geschafft hat, dem Kultusministerium zu überzeugen, die pflichtvolle Schulerziehung der Indianer, nach einem eigenen Konzept zu gestalten.
Was hat sie erreicht?
Einmal das die ersten zwei Schuljahre nur in ihrer eigenen Sprache und Thematik durchgeführt werden.
In der dritten und vierten Klasse teilt sich der Unterricht mit Spanisch.
Ab fünfter Klasse ist der Unterricht überwiegend Spanisch und nach vorgeschriebenen Lehrinhalt des Ministeriums.
Entstanden ist der Inhalt und die Gestaltung der Lehrbücher der ersten Klassen (siehe Fotos unten), von den Schamanen, Indianer Lehrern/in in Zusammenarbeit, Korrektur und Übersetzung von Schwester Mariblanca (die auch eine Pädagogische Ausbildung hat).
Die Illustrationen stammen von den Schulkindern selbst.
Hinzu kommt, dass alle Lehrer und Lehrerinnen selbst zur Sippe gehören. Sie werden dort ausgebildet und in den Sommerferien weitergebildet.


Zweite Klasse Schulbuch, Lehrerbuch und Wörterbuch.

Erste Klasse Schulbuch und Lehrerbuch.
Medizin- und Heilkunde.
Schulen in unterschiedlichen Gemeinden. Ferienzeit.
Diese Schule unten, dient auch als Schlafort eines alten Ehepares.
Eine größere Schule.
Schulen mit Internat für eine Agroökologischer Ausbildung sind auch vorhanden. Wir haben eine Besucht, doch es war nicht viel los… Sommerferien.

 Wir haben uns trotzdem umgesehen und anschließend eine Abkühlung im Bach gesucht…

 Der Stundenplan des vergangenen Schuljahres.

 Die Küche
 Der Backofen
 …ach war das herrlich! Während für Musch und die zu werdende Missionarin Klara das Wasser zu trüb, schlammig, igitt, kalt und nass war, haben Mariblanca und ich diese Abkühlung richtig genossen. Oh mein Gott, was hast Du mir für lange Arme geschenkt…
sie reichen ja fast von Ufer zu Ufer!
 Gewissermaßen waren die Guaraní Nomaden. Das heißt aber nicht, dass sie nur Sammler, Jäger und Fischer wahren. Sie hatten schon je her Gepflanzt und geerntet.
Schon als die Spanier den heutigen Paraguayfluss hochschipperten und den Ort entdeckten, was heute Asunción (die Hauptstadt Paraguays ist), waren sie erstaunt über den (wie sie es nannten) den „Göttlichen Überfluss“ an Lebensmittel in Gemüse und Früchte (der damaligen Zeit entsprechend) vorzufinden, die von Indianer angebaut wurden.
Nach diesem System bauen heute noch die Indianer, all das an was sie brauchen. Nur was sie brauchen und nicht mehr. Dazu wird ein wenig Wald geschlagen und angepflanzt. Wenn nach ein paar Jahren diese Fläche nicht mehr fruchtbar ist, ziehen sie ein Stück weiter, der Wald wächst in kürzeste Zeit nach.
Ein Ehepaar zeigte uns stolz ihre „Chacra“ (Anpflanzung)… ich zeige euch stolz die Fotos.

 Die Frau neben den dreimal so groß wie sie wachsenden Mais.
 Wer mit so viel Stolz seine Melonen präsentiert und uns eine schenkt, ist ein Foto wert.
Und wieder im Gänsemarsch zurück.

Der Jeroky, oder Kotyu gehört zum wichtigsten Bestandteil der Indianer.
Eigener religiöser Tanz und Gesang der Indianer.
Er dient der Gemeinschaft in jeder Hinsicht.
Jedes Dorf/Gemeinschaft hat einen überdachten, aber freien Platz wo das Tanz-Bet-Sing-Ritual vollzogen wird. 

Meistens geht es um drei Dinge;
1.      Sich gegenseitig was zu sagen. Eine Gruppe antwortet im Wechsel der Anderen. (Nehmen und Geben).
2.      In dem man das Böse unterbricht.
3.      Das Lied singen und Tanzen, das zum Verlieben dient.

 Im Voraus wird die „Chicha“ angesetzt. Die Chicha wird Mais, Süßkartoffeln oder wilde Früchte hergestellt. Es ist ein Art Bier die immer in einen ausgehölten Baumstammtrog zubereitet wird. (S. Foto unten)

 Während das Tanzen eine reine männliche Angelegenheit ist, rufen die Frauen mit Bambusstangen auf einen drunter hohlen Boden stampfend, die Gemeinschaft zum Platz auf.

Das war ein weiteres Kapitel aus der Reihe der Guaraní Indianer.

An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei der Britta, die nicht Schmitt heißend aus "Ich und Frau Schmitt", nach meinem letzten Eintrag schlug sie vor, aus verschiedenen Fotos Postkarten herzustellen und verkaufen. Der Erlöß soll eine kleine finanzielle Unterstützung für Schwester Mariblanca sein.
Danke liebe Britta, das machen wir... die ersten Rädchen drehen sich schon. 
Auch Danke, dass Du den Verkauf und das Verschicken der Postkarten in Deutschland übernimmst!
Übrigens, die oben präsentierten Schulbücher für den vielen Gemeinden kosten $70.000,-  Geld das noch zusammenkommen muss. Bisher hat sie das meiste geschafft. Ich bin froh, 
wenn wir ihr ein wenig helfen können.

Ganz lieben Gruß!

Sonntag, 17. März 2013

Einen "Kotyu" nur für uns!

Kurz vor Mittag trafen wir bei einen 94Jährigen Schamanen und seiner Frau ein. Dessen Namen ich leider vergessen habe, doch die Menschen werde ich nie vergessen.
Stolz zeigte uns die Hausfrau ihr zubereitetes, aber noch ungekochtes Mittagessen;
einen Maiskuchen.
Der Maiskuchen ist wohl das „Paraguayische“ Gericht überhaupt. So wie der Mate und Tereré, inzwischen nicht nur bei den Ureinwohnern und Paraguayer sehr beliebt, sondern auch bei den „Zugrasten“. Einen guten Asado (gegrilltes Fleisch) ohne einen Maiskuchen ist nur eine halbe Mahlzeit. Eine Feier ohne einen Maiskuchen ist keine gelungene Feier.
So fragt man z.B. einem jungen Paar nicht wann die Hochzeit stattfindet, man fragt; wann gibt es Maiskuchen?
Ein Maiskuchen besteht aus Mais, Zwiebeln, Eier, Käse, Öl oder Schmalz, Milch und Salz.
Zurück zu meinen Gastgebern hier im Blog… da besteht der Maiskuchen aus Mais und Mais… sonst nichts.
Die Hausfrau Hüttenfrau brachte die ungekochte Mahlzeit zum kochen/backen in die Hütte.
Nachdem wir uns alle ein wenig unterhalten hatten, sagte Der „Oporaía“; (so heißt „Schamane“ in ihrer Sprache) "ich werde jetzt für euch beten".
Übrigens; für alle die Guaraní können, die Indianer haben total unterschiedlich Dialekte, bzw. Sprachen. Das was ich hier hin und wieder schreibe, ist das „Ava Guarani“ und nicht das "Guaraní Paraguayo“. (ich gib mir Mühe, es so gut wie möglich rüberzubringen.)
Na schön… schon viele Menschen, in vielen Situationen haben zu mir gesagt sie werden für mich beten… aber der Oporaía tat es sofort!

Er legte seine „Yeasaa“ (Ketten) überkreuzt an seiner Brust.

Seinen „Jegua“ (Federschmuckkopfband) um und nahm seine „Mbaraca-Mirí“ (trockene Kalabasse gefüllt mit Körner die rhythmisch zum Tanz klingen) und betete für uns.

 Er stellte sich vor den hängenden „Jeguas“ und fing an. (Vögel sind ganz wichtig im Ritual, deshalb wurde kurzfristig einen unechten Holz-Papagei hinzu gehängt.)
 Der Jeroky oder besser Kotyu, ist ein religiöser Tanz der Ava Indianer.
 Bewegungen zur Rassel, verbunden mit einem summenden Gesang.
Ich war schon sehr oft bei einem Jeroky dabei, doch es beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.




Normalerweise habe ich kein gutes Händchen um Menschen gut zu Fotografieren, ich möchte euch aber trotzdem ein paar Nahaufnahmen zeigen, ich finde ich bin es ihm schuldig.




Ich fragte der Ehefrau, ob ich ihr Zuhause sehen und fotografieren darf. Sie war sofort einverstanden und zeigte mir ihr Reich… von innen.

 Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Vorratskammer… nennt es wie ihr wollt.
Auf der Feuerstelle am Boden, garte im Topf der Maiskuchen.

 Der Zeitpunkt um nachzuschauen war gekommen.
 Sie entfernte den Deckel…
…und entfernte die Bananenblätter vom Kuchen.

Ein Foto von Rest der Küche Kochecke

 Wir  redenvon unser Gästezimmer, hier hängt höchstens einen Hängematte an der Wand. Oder das was eine Wand sein sollte.
 Den Beiden ihr Bett
 Ein wenig Luxus… einen alten Bilderrahmen mit ein paar Fotos.
 Der Kessel.
 Der Cántaro, hier bleibt das Trinkwasser schön frisch und Kühl.
Das wars auch schon.
 Draußen entfernte sie die restlichen Bananenblätter vom Kuchen… lecker! Es duftete sehr appetitlich und die alte Dame war sehr stolz.

Der Kuchen wurde in Stücken geteilt und jeder bekam eins. Ich auch!


 Er war sehr lecker, was auch Musch und Klara (eine junge Missionarin auf Besuch) bestätigten.
 Auch sie hat es verdient näher fotografiert zu werden!




 Ein paar der Enkel.

 Zuletzt noch ein Foto zusammen mit Mariblanca.

Demnächst noch mehr aus dieser ganz anderen Welt.
Danke für euer Interesse an meinem Blog!
Ganz liebe Grüße!