Freitag, 4. Mai 2018

Freiheit... die (ich) meine

Schon eine Weile habe ich den Wunsch, über dieses  Thema zu schreiben. Verhindert durch meine wiedersprüchigen Formulierungsgedanken um das ganze in Worte zu fassen, ist es bisher noch nicht dazu gekommen. Über Freiheit zu schreiben, mich aber gleichzeitig darüber Gedanken zu machen, wie ich es am richtigsten definiere... ist doch das Gegenteil von Freiheit, oder?
Was bedeutet für jeden einzelnen die Freiheit? Und, ist es  überhaupt möglich 100% frei zu sein? Niemals! 
Bestimmt träumt wohl so ziemlich jeder davon frei zu sein. Doch ganz frei zu sein geht nicht. Es ist auch nicht messbar, es ist ein Gefühl.
Heute gibt es hier kein „man/frau“. Freiheit bedeutet für jedem etwas anderes. Ich kann nur über „die Meine“ schreiben, was sie mir bedeutet, wie komme ich näher an sie heran und wie kann ich einigermaßen gut „frei“ bleiben. 
Mit diesem Bericht, hoffe ich in aller Bescheidenheit, den einen oder die andere, einen kleinen Denkanstoß über dieses Thema mitgeben zu können. Warum? Weil ich, seit ich denken kann, besonders seit ich blogge, aber auch im alltäglichen Leben, immer die gleichen Sprüche höre;
„Du bist so mutig“ „Du hast überhaupt keine Angst“ „Du bist so stark“ „Du kannst alles“… die Palette an positiven Äußerungen über meine Persönlichkeit geht von a bis z.
Was ihr an Mut in mir sieht, ist für mich oft nur ein Ausreisen, angepowert von der in mir lebende Neugierde und Abenteuerlust. Da fällt mir ein Spruch von Paolo Coelho ein… „Wenn du denkst, Abenteuer sind gefährlich, dann Versuchs mal mit Routine. Die ist tödlich!“
Angstlos? Nee, ganz bestimmt nicht! Angst ist ein Schutzreflex den wir Menschen zum überleben brauchen. Ich kann sie niemals loswerden, doch ich kann sie steuern. Oder vielleicht besser ausgedrückt; sie minimieren. Das bekomme ich sehr gut hin, indem ich in sogenannte Angstsituationen sofort auf die Logik dahinter achte und zurückgreife, anstatt Panik in mir auszulösen.
Wie heißt es so schön; Mut bedeutet nicht keine Angst zu haben, Mut bedeutet nicht zulassen, dass Angst einem zurückhält. 
Stark? Das ist mein absoluter Favorit! (das meine ich sarkastisch). Wie oft habe ich gehört, dass ich eine starke Frau bin. Ich weiß, es soll immer ein Kompliment sein... doch meistens hätte ich am liebsten heulend und schreiend darauf reagiert. Ich war stark, weil es von mir so erwartet wurde (dachte ich) und man mich nur so kennt. Um mich anzupassen, akzeptiert zu werden, um zu gefallen. Um meine Schwäche unsichtbar zu halten, lenke ich mit dummen und vorlauten Sprüchen ab... alles nur nicht zeigen, dass ich garnicht stark bin und auch nicht sein will... gut, zumindest nicht immer.
Wie gerne möchte ich mich an jemanden anlehnen und einfach schwach sein dürfen. Inzwischen habe (endlich) begriffen, dass Stärke nichts anderes als Selbstbewusstsein ist. Schauen wir uns doch mal um; z.B. Führungskräfte an der Spitze, egal ob in Politik, Riesen Unternehmen, oder der Macho am Pool... hätten die Erfolg und wären das was sie sind ohne Selbstbewusstsein?
Oft habe ich mir gewünscht ein Kopf kleiner zu sein, um nicht auch äußerlich als stark zu wirken. Wie sagte erst kürzlich eine liebe Freundin zu mir; „wenn du zu euphorisch in deinem Blog schreibst, dann weiß ich dass es dir nicht so gut geht“. Ja, manchmal merke ich es selbst nicht mehr, Hauptsache ich bin so wie es von mir erwartet wird. (Das glaubte ich zumindest) Wenn es Zuviel wird, dann ist die Flucht der erste und schnellste Ausweg... und der Rucksack mit den Sorgen und Schuldgefühlen wird selbstverständlich mitgenommen.
So, jetzt wollt ihr sicher wissen, was das alles mit dem Thema zu tun hat.
Wir haben alle eine Vorstellung von Freiheit und suchen den schnellsten und einfachsten Weg sie zu erlangen. Für den einen kann es die Trennung des Partners sein. Schuldenfrei sein, einen Spaziergang am Strand oder eine Wanderung. Im Urlaub fliegen, was außergewöhnliches anstellen, eine schwere Krankheit zu überwinden. Wir sind alle einzigartig und haben unterschiedliche Vorstellungen, das ist auch gut so. All das trägt bestimmt sehr viel dazu bei, aber ist es wirklich die komplette Freiheit die uns nicht nur kurz besucht, sondern auch bei uns einzieht? 
Jetzt denkt ihr sicher, was willst du eigentlich, du bist doch frei... mmmm, ja... irgendwie schon. 
Mein Lebensunterhalt hängt nicht mehr von einer Arbeit ab. Ich lebe allein, kann tun und lassen was ich will... (meine Katze ist da anderer Meinung!) Ja, das ist wohl die Überschrift meiner jetzigen Lebenssituation. Aber glaubt ihr wirklich, dass das reicht um frei zu sein? Ich lebe jetzt quasi eineinhalb Jahre allein, doch das heißt nicht automatisch, dass ich auch frei bin. Gefühlsmäßig geht es eher in Richtung Einsamkeit. An meiner Freiheit arbeite ich ständig und werde ganz bestimmt auch immer daran arbeiten müssen. Von allein bleibt sie nicht.
Freiheit lebt in uns, nicht um uns!
Die Zeichnung mit den Affen habe ich so vor ca. 4 Jahren gefertigt.
Eine Zeit die nicht einfach für mich war. Eine Zeit in der meine Gedanken mich fast in den Wahnsinn trieben. Depression, unkontrollierbare Heulattacken, Schlaflosigkeit. Ich beschrieb diese Gedanken als eine Horde Affen, die auf einem Baum in meinem Kopf tobten. Von Ast zu Ast sprangen, sich ständig stritten, aggressiv und laut wurden. Manchmal spielten sie auch nur. Und wieder einmal, als jeder glaubte ich sei mutig und stark, suchte ich eine Lösung in der Flucht, anstatt mich dem Problem zu stellen. Ich wollte damals in Brasilien neu anfangen. 
Erst viel später und auch erst als ich schon lange allein war, wurde mir bewusst, dass ich mich mit den falschen Ansätzen dem Weg zu meiner eigenen Freiheit blockierte.
Ich habe gelernt, dass der Schlüssel zur Freiheit das LOSLASSEN ist.
Ich fing mit meine Affen an. Sprich; meine Gedanken ein wenig zu zügeln. Nicht alles bis ins kleinste Detail zu zerdenken, ich weiß nicht ob das überhaupt ein Wort ist, doch hier passt es besser als „überdenken“ was ziemlich zweideutig sein kann. Ich akzeptiere jetzt, nicht für alles eine Antwort/Lösung zu bekommen. Ich muss keine gedankliche Gespräche führen, um Situationen zu klären/erklären und um mich zu entschuldigen für etwas was ich so wie so nie machen würde und womöglich nie eintreten wird. Ich muss nicht für jede mögliche Situation vorbereitet sein. Besonders die dramatisch und schmerzende Situationen die das dunkelste Schwarz, dass ich aus meiner Gedankenbastelkiste holte, habe ich mir sehr erfolgreich abgewöhnt. Alles planen und am Ende macht das Leben eh was es will... aber ganz bestimmt nicht so wie ich es mir mit viel Aufwand gedanklich zurecht gelegt hatte. Die Enttäuschung erspare ich mir jetzt (meistens). Weniger im Kopf, mehr im Bauch. Das befreit und macht glücklich. Meine „Affen“ besser im Griff zu halten, indem ich sie oft noch umpolen muss. Einige habe ich einfach abgeschossen/entlassen, der Rest folgt jetzt einen zahmen, ruhigen und leicht gepflegten Verhalten. Hin und wieder muss ich sie dann doch anpfeifen und auf ihren Platz zurückweisen. Sie gehorchen schon ganz gut! Ha ha...
Ein weiterer großer Schritt, war das verzichten auf Perfektion. Immer alles richtig, reichte nicht! Es muss perfekt sein! Angst zu scheitern, Angst nicht akzeptiert zu werden... es ist aufreibend, zermürbend und erzeugt Stress. Für mich war das auch ein bedeutender Schritt in Richtung Freiheit. Mich daran zu halten fällt mir nicht schwer. Ich muss anderen nicht gefallen, ich muss mich selbst gefallen. Habe ich diese Zufriedenheit in mir, gefalle ich auch automatisch den anderen (es gibt natürlich Ausnahmen, die zählen dann ganz einfach nicht). Auch bin ich sehr geduldig geworden, im Perfektionismus von dem was ich mache oder erschaffe. Auch weil es mir nicht schwer fällt die Dinge die ich mache, richtig zu machen. Ich mache es einfach, doch ohne viel Gedanken an das Endergebnis zu vergeuden. Es funktioniert wirklich, weil ich es dadurch lockerer sehe. Sehr befreiend!
Ein weiterer Freiheitsverhinderer, ist der ständige Vergleich mit anderen. Nicht unbedingt so wichtig für mich, denn ich war noch nie der „Nachahmer“ Typ. Mir ist es unwichtig, was ein anderer hat, ich empfinde keinen Drang mich gleichzustellen. Was ein anderer kann, das hingegen bewundere ich sehr und es gibt mir eher den Anstoß und motiviert mich ähnliches auszuprobieren, aber bestimmt nicht um nachzuahmen und womöglich um zu übertrumpfen. 
In einem anderen Menschen einen Vorbild zu sehen, ist etwas schönes, doch auch hier gilt wie hoch setzte ich die Messlatte. Die Zerstörung beginnt in dem Moment, in dem auch nur der kleinste Funke von Neid hochkommt. Einen Menschen zu beneiden für was er ist oder besitzt,  bedeutet meiner Meinung nach, seine eigene Freiheit zu zerstören. Es hat für mich auch was von einer negativen Manipulation unseres Unterbewusstseins zu tun. Wir werden zu etwas was wir garnicht sind und was mit dem beneideten auch nichts zu tun hat. Die Unzufriedenheit wächst! Dabei ist es nicht nur leicht und befreiend zu akzeptieren, dass wir alle einzigartig sind, es macht auch glücklich!
Früher viel es mir sehr schwer ein Kompliment anzunehmen. Meistens war meine Reaktion darauf, eine abwehrende dumme Erklärung und fragte mich, warum ich? Warum nicht die Andere mit dem viel schönerem Kleid, Frisur, Auto, etc.? Heute kann ich schonmal an einem Spiegel vorbeikommen und mir selbst zulächeln! Ja, ich bin es mir wert, ich bin ich, einzigartig und ich mag mich so wie ich bin! Wahre Schönheit kommt von innen. Bin ich ausgeglichen dann fühle ich mich glücklich Und frei!
Früher glaubte ich mein Glück hänge von anderen ab... Menschen die mein Glück ihm Wege standen. Menschen die mich nicht glücklich machten... FALSCH! Der einzige Mensch der für mein Glück verantwortlich ist, das bin ich! Hat sich das erstmal verinnerlicht, fühle ich mich freier. Auch mal „nein“ sagen ohne ein schlechtes Gewissen, ist zwar nicht leicht, aber es ist ein „ja“ für mein Freiheitsgefühl und stärkt mein Selbstbewusstsein.
Loslassen was mich belastet und ich nicht brauche, es ist unnötiger Ballast und stört den Fluss des Lebens. Das oft umziehen lehrte mich schon in sehr viel früheren Jahren das Loslassen. Es waren aber nicht nur Gegenstände, von denen ich mich trotz Schmerz trennen musste. Viele unschöne Erlebnisse habe ich zu lange mit mir herumgetragen. 
Das eine gewisse Zeit nötig ist um Wut, Schmerz und Enttäuschung zu überwinden, ist verständlich, aber es kommt auch die Zeit es loszulassen. Es muss dadurch nicht in Vergessenheit geraten, es darf einem aber nicht als Last für ewig begleiten.
Ich glaube nicht an Verlust. Das hat nichts mit Kälte zu tun. Ok, vielleicht doch mit stark sein... es ist aber die Realität, um die kommen wir nicht herum. Im Leben gibt es oft Niederlagen. Alleine das Wort flüstert unser Unterbewusstsein zu; am Boden zu sein. Das ist auch keine Schande. Schande ist es nur unten zu bleiben. 
Ich teile die Meinung, dass ich im Leben nicht verlieren kann. Entweder gewinne ich, oder ich lerne!
Ich kann nicht immer aussuchen was in meinem Leben passiert, aber ich kann entscheiden wie ich damit umgehe. 
Ganz wichtig für mich, ist auch das Lachen! Dinge nicht zu ernst zu sehen und einfach mal die fünf eine gerade Zahl sein lassen. 
So kann ich all das was ich oben geschrieben habe, in einem einzigen Wort als Grundrezept zusammenfassen: 
LOSLASSEN 
Das ist „meine Freiheit“!
Mir geht es wirklich gut und ich lache oft und sehr viel. Das Leben kann so schön sein, so lange ich mir nicht selbst im Weg stehe!Ganz liebe Grüße!