Donnerstag, 17. September 2015

Busfahren ist lustig!

9 1/2 Stunden Busfahrt, von Haus zu Haus insgesamt 12 Stunden... umgeben von Schnarchern, alles normal! Die Strecke macht es aber, dass es jedesmal ein kleines Abenteuer ist.
Habe mit dem Greyhound Bus Cincinnati verlassen und fahre Richtung London. Nicht die "Queen London" sondern London Ontario. Wo mich Kurt abholt und nachhause fährt.
Bedingt durch mein eingeschränktes Sehvermögen, habe ich diese Reisemöglichkeit schon mehrmals in diesem Jahr in Anspruch genommen. (Bin auf dem besten Weg meinem Greyhound-VIP inklusive Anstecknadel zu bekommen!)
Um die vielen langweiligen Stunden hinter mir zu bringen, habe ich mich entschlossen, über dieses Abenteuer zu berichten und ihr könnt mich ein wenig begleiten. (Wenn ihr euch traut...)
Bitte entschuldigt, wenn ich keinen Sitz anbiete, der Bus ist voll. Stellt euch einfach im Gang!
Ach... wenn nach der nächsten Station der Fahrer über Lautsprecher einen "Restroom" erwähnt, dann ist das bestimmt keine "Erholungslounge", sondern nur eine winzig kleine Abteilung, in der man sich nicht er-holen, dafür aber einen Schrecken holen kann. Nur gut, dass allerhöchstens ein drittel der Bordgäste durch die enge Tür passt, somit hält sich das Potential des hinterlassen dreckiger Bemerkungen, auf ein erträgliches Minimum.
Trotzdem, halte ich mein Flüssigkeitsbedarf streng rationiert, um nicht in drückender Versuchung zu geraten.
Weitere Ansage des Fahrers; "rauchen und den Gebrauch von Feuerwaffen, ist in diesem Bus nicht erlaubt!" Ok... betrifft mich nicht, habe nur ein etwas größeres Taschenmesser für den Notfall dabei...
Wie am Anfang erwähnt, ist es die Strecke die den Unterschied macht. Atlanta-Montreal! Überwiegend sind es Passagiere aus Detroit, Zeitarbeiter in Alabama oder die ihre Familie besuchen.
Ich möchte aber streng erwähnen, dass für mich alle Menschen gleich sind, auch wenn wir mit unterschiedlicher Hautschattierungen zur Welt kommen. Schließlich gibt es immer und überall solche und solche. Es wäre ein Fehler alle über einen Kamm zu scheren.
Detroit, eine ehemalig blühende Autoindustriestadt im Norden USA... wie gesagt; "ehemalig"! Sagen wir mal so; nicht unbedingt Vorzeigestadt von diesem wunderschönen Land USA. Dementsprechend auch seine Bewohner.
Natürlich haben sie (ganz) andere Gewohnheiten als ich und bestimmt lachen sie darüber. Somit darf ich das auch! Ach, wie gern würde ich ein paar Fotos schießen...
...besonders vom Unterteil der jungen Männer. Ok, nicht so wie ihr denkt! Ich meine die Jeans. Der Schritt schwappt zwischen den Knie. Die unteren Beinteile wischen zerfetzt am Boden entlang. Besonders die etwas gemästeten Träger, sind ein wahrer Hingucker, bücken sie sich, geht der Spalt bis Timbuktu. Oh wie gern wäre ich Zuschauer, müsste so einer mal vor einem Dobermann um sein Leben rennen!
Inzwischen fahren wir schon ein Weilchen und in Dayton sind GsD mehr aus als eingestiegen. Auch mein Nebensitzer, das Gepäck einer etwas älteren Dame (immerhin trug sie ein Hut). Die selbe Dame, als ich (als Letzte einstieg) mir eines ihrer drei in Beschlag genommen Sitzen freimachen musste. Kennt ihr den Spruch; "wenn Blicke töten könnten..."? Die Steigerung davon ist; "wenn Blicke verfluchen könnten"! Nur schade dass ich nicht daran glaube... ich verpasse bestimmt meine erste Begegnung mit einem echten Monster!
Ich muss dazu sagen; Greyhounds Regeln: 1 Gepäckstück bis 23kg zum abgeben frei. Eine kleinere Tasche mit am Board. Neulich hatte ich ein zweites Gepäckstück abgeben müssen und $15 extra dafür bezahlt!
Als die Dame mit dem magisch- schief- dunklen Blick unterm Hut ausstieg, erlaubte ich mir die spaßige Unterhaltung, ihre Gepäckstücke zu zählen. Zeit hatte ich genug, denn inbegriffen meiner Wenigkeit, war ein weiteres Duzend Passagiere an Board und Andere die es schon sehr gern wären, als freiwillige und unfreiwillige Gepäckförderer involviert. Es Waren 11 Teile! Natürlich nicht den losen Kruscht mitgezählt. Ein paar Reisetaschen pralle voll gefüllt, kleinere Taschen, lose Bücher, Hefte, Zeitschriften etc. schwarze Müllsäcke mit weiterem "Müll". Beim heraus reichen ständig umgepackt, von einem Snack im Anderen und zurück. Dann war da noch eine Papiereinkaufstüte mit Schuhen die auseinander geplatzt ist... Sie nahm die kaputte Tüte, krumpelte sie ein wenig zusammen und befahl sie aus dem Bus zu werfen. Da inzwischen jeder den Rücken der Dame herbeisehnte, besonders die wartenden Gäste die am Eingang des Busses standen, wurde ihr Befehl sofort befolgt... die Papiereinkaufstüte (ehemaliger Schuhkontainer) flog aus dem Bus! Im Fluge und just über den Köpfen der einsteigenden und geduldigen Passagiere, entkrumpelte sich die kaputte Tüte und der gesamte Dreck und Staub flog wolkenmäßig über und auf den Köpfen des menschlichen Förderfließbandes!
Nicht unbegründet konnte ich deutlich an den Blicken der Anderen erkennen, wer heute Nacht mit echte Monster zu kämpfen hat!
Inzwischen ist es früher Nachmittag und wir sind schon in Toledo. Nächste Station ist Detroit. Dort muss ich umsteigen, durch den Tunnel und schon bin ich in Windsor Kanada. Doch die Busfahrt ist dann noch nicht zu Ende.
Immerhin haben wir jetzt, mein Begleiter der Rucksack und ich, jeder seinen eigenen Sitz! Außerdem ist immer gut zu wissen, dass ich mich für diese Strecke nicht unbedingt chic machen muss, sondern ganz bequem mit meine sehr bequemen (aber hässlichen)
Haus-Garten Gummi/Plastik Latschen Reisen kann. Herrlich!
Also, ich hör jetzt auf zu schreiben, werde es aber erst später posten. Wir haben hier im Bus zwar WiFi, aber es reicht nicht einmal um das Gerät zu kitzeln, Email verschicken oder Ähnliches, geschweige denn einen Blogeintrag zu tätigen.
Somit verabschiede ich mich vorerst, setze meine rosa Brille auf und genieße noch ein wenig die Aussicht.
Bleibt brav und seid lieb gegrüßt!

5 Kommentare:

  1. Also eines will ich dann ja mal gleich sagen: "Von wegen hinstellen"....also ich werde mich einfach gegenüber im Gang auf den Schoß des Mannes mit der "herrlichen" Jeans setzen und wenn der motzen will dann bekommt er meine Krallen zu spüren. So einfach ist das ;-)))))

    Ach, herrliche liebe Ella, was habe ich herzhaft gelacht und so lebhaft geschrieben von dir kann ich mir das richtig gut vorstellen. Schon fast so als ob ich dich tatsächlich begleiten würde.

    Übrigens ist es noch gar nicht so lange her das ich von Detroit einen Bericht gesehen habe..weia, wenn man da noch an die goldenen Jahre zurückdenkt. Schon schlimm wie eine ehemals schöne Stadt sich so entwickeln kann und eigentlich ja ein größeres Slum geworden ist.

    Freue mich schon auf die Fortsetzung♥

    Abrazos, saludos y besitos

    N☼va

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  2. Hallo Ella- so eine Busfahrt ist sicher nicht allzu bequem warum wollte ich früher immer mal USA im Grayhount durchqueren? Ich hoffe du bist bald heil am Ziel angelangt
    Danke für deinen Bericht- man muss manchmal beim Lesen einfach schmunzeln
    GLG von
    Elma die ganz bequem am PC sitzt-Kaffee trinkt und es sich gemütlich hier macht

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  3. Liebe Ella
    Im Gang möchte ich aber bitte nicht stehen.Da ich klein bin Kannste mich auf deinen Schoß nehmen.Und da meine Augen jetzt super gut sehen können nach der Operation.Kann ich vielleicht für Dich mit schauen und über alles schöne Dir berichten.
    Muß erst mal weiter lesen.
    Liebe Grüße Christa...

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  4. bei uns gibt es den (wahren) spruch: wenn einer eine reise tut, dann kann er was erzählen !
    ein herrlicher post, liebe ella.
    ......glg
    margit

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  5. Hallo liebe Ella, was für eine Abenteuerin Du bist - erahne ich ja so lange - aber es jeder Post voller neuer und sehr lesenswerter Beschreibungen Deines derzeitigen Lebens.......es macht große Freude zu erfahren, wie es auf so einer Fernbusgreyhoundreise zufällig oder immer zugeht. Klasse der Humor zwischen den Zeilen versteckt.
    Wuff und LG
    Aiko

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