Dienstag, 12. Februar 2013

Die Jesuitenreduktionen von Santísima Trinidad

Heute erzähle und zeige ich Euch ein wenig von der
 Geschichte der Guaraní Indianer in Paraguay.
Dieses Missionsdorf liegt in Obligado, im Südosten Paraguays. Als wir es besuchten, war es zwar ein sehr heißer Tag, aber leider bewölkt, dem entsprechend sind die Bilder leider nicht in bester Qualität, es fehlt ganz einfach der schöne blaue Himmel.
Die ehemaligen Guaraní-Missionsdörfer (bekannter als „Jesuitenreduktionen“) in Paraguay, waren wohl die bekanntesten in Amerika.
Ihren Mitgliedern ist es mit der Predigt und Lehre gelungen, in kurzer Zeit einen außerordentlichen Ruhm zu erlangen.
Ihr Aktionsradius erstreckte sich über das südliche Gebiet Paraguays, Nordost-Argentinien, den Süden Brasiliens und Uruguay.
Was war der Zweck des Ganzen?
 Ziel waren vor allem die christliche Missionierung sowie der Schutz vor Übergriffen von Sklavenjäger und vor Ausbeutung durch die weiße Oberschicht. Mit den Jesuitenreduktionen schufen sie die ersten Indianerreservate Amerikas.
Die aktive Zeit der Jesuiten in Südamerika, 
erstreckt sich zwischen 1588 und 1767.
Die ersten Missionsdörfer in Paraguay 
entstanden im Jahre 1609.
Obwohl es in der Umgebung 30 Jesuitendörfer gegründet wurden, berichte ich heute nur von einem: 
„Santísima Trinidad“.
Diese Siedlung wurde erst im Jahre 1706 gegründet, war aber eine der Bedeutendsten und vor allem, sie behielt ihren Standort während andere Ihresgleichen sehr oft gezwungen waren ihren Standort, wegen unzumutbaren Überfällen, 
zu wechseln.
Portugiesische Sklavenjäger, die so genannten Bandeirantes oder Paulistas, überfielen immer häufiger die Reduktionen. Die Indianer in den Reduktionen waren besser ausgebildet und konnten entsprechend teurer auf den Sklavenmärkten verkauft werden. Man geht davon aus, dass etwa 60.000 Indianer von den Sklavenjägern verschleppt wurden.
Später wurden die Indianer, trotz starkem Wiederspruch der Jesuitenpater, bewaffnet und bekamen eine gewisse Ausbildung, sich gegen Angriffe zu währen. 
Diese geschützten Siedlungen durften nur durch Guaraní sowie die Jesuiten und geladene Gäste betreten werden. 
Eine Dorfgemeinschaft bestand von bis zu 
10.000 Guaraní Indianern.
Sie unterstanden nicht der Rechtsprechung der Kolonialregierung, sondern waren nur der spanischen Krone (formal) unterworfen. Spanische Kolonisten durften die Reduktionen nicht betreten und auch keine Indianer zur Zwangsarbeit zwingen.
(Untem im Bild sitze ich und erzähle "feiwillig" über das Wichtigste.)
 Die Anlage einer jeden Reduktion erfolgte nach einem festen Muster. Eine Kirche mit Pfarrhaus. Vor der Kirche wurde einen freien Platz gelassen, in dessen Mitte eine Statue des oder der Schutzheiligen des Dorfes aufgestellt wurde. Verwaltungsgebäude und Hauptplatz bildeten das Zentrum. An den drei freien Seiten des Hauptplatzes erstreckten sich die langen Wohnhäuser der Indianer. Die Schule, Werkstätte, Warenlager und Molkerei.
(Gegenüber im Hintergrund die ehemalige Kirche)
Jede Reduktion hatte einen Stadtrat (cabildo), dieser bestand aus zwei Bürgermeistern (alcaldes) und vier Ratsherren (regidores). Der Stadtrat wurde einmal im Jahr gewählt. Die geistliche Leitung blieb allerdings bei dem Jesuitenpater, die eine patriarchale Herrschaft in den Reduktionen ausübten.
(Auch wenn ein wenig "Kopflos", zeigt der Ort sehr viel Kunst.)
 Das Land war zum größten Teil Gemeindeland, aber es gab auch kleine Parzellen für Familien. Die Indianer mussten in der Regel zwei bis drei Tage in der Woche arbeiten. Die Ernte wurde in großen Gemeindehäusern eingelagert, ein Teil der Ernte musste an die spanische Krone abgegeben werden. Die spanischen Kolonialbehörden förderten oft die Anlage von Reduktionen in der Hoffnung, aufständische Indianerstämme langsam zu integrieren. Die Reduktionen drangen immer weiter in den Süden Paraguays und in den südlichen Chaco vor, selbst bis in die argentinischen Provinz Misiones.

 Dank den Jesuiten, besitzen wir in der heutigen Zeit eine Niederschrift der Guaraní Sprache. 
Schon im Jahre 1705 gründeten die Priester eine Druckerei. Es handelte sich um eine sogenannte Wanderdruckerei, in welcher viele Bücher, Partituren, Kalender und astronomische Tafeln gedruckt wurden.

Heute ist Guaraní die zweite offizielle Amtssprache des Landes und ist zum Schulpflichtfach geworden. Zu meiner Schulzeit war diese Sprache leider noch sehr verpönt… es war die Sprache der Indianer.
(Die Steinhauerkunst ist wirklich sehr detaliert und einfach wunderschön.)




 Das wirtschaftliche und politische Wachstum der Missionsdörfer irritierte die Regierung und es wurden viele Versuche unternommen um sie den spanischen Behörden zu unterwerfen. Wachsende Konflikte zwischen Kolonialbehörden und Großgrundbesitzern, so wie die zunehmende Entmachtung der Jesuiten in ganz Europa, führten im Jahre 1767 auf Befehl des damaligen spanischen König Carlos III zur Vertreibung der Jesuiten aus den spanischen Gebieten Lateinamerikas und zur Aufhebung der Jesuitenreduktionen. 
(Die ehemaligen indianerhäuser.)
Im Jahre 1993 wurde Santísima Trinidad und das Nachbarsmissionsdorf Jesús von der UNESCO zum UNIVERSELLEN KULTURERBE DER MENSCHHEIT (Weltkulturerbe) ernannt.
 (Das Taufbecken)
 (Hier wurde bestimmt so manche Predigt gehalten.)


(Im Nebenbereich des Altars) 
 Der Altar



Der Altar und Undererdische Eingang

(Viele Teile sind noch nicht restauriert und stapeln sich im Museum...

 ...bzw. draußen.)

 Der Gemüsegarten
 Die Mauern waren extrem breit und Schutzorientiert gebaut.
 Ein weiterer freier Platz
 Indianerhäuser

 Der Turm
 Teil des Platzes im Zentrum des Dorfes

 Hier sind Ruinen zu sehen, Indianer die dringen Schutz und Hilfe brauchen, gibt es leider heute noch. Dazu ein weiterer Bericht zu einem späteren Zeitpunkt.
Danke fürs Reinschauen und herzliche Grüße!

8 Kommentare:

  1. Liebe Ella,
    Vielen Dank für deinen Klasse Bericht & die interesannten Bilder die du gemacht hast.
    Da warst du an einem sehr geschichtlichen Ort gewesen.
    Den sich hoffentlich noch viele Menschen in ihrem Leben anschauen werden.
    Herzliche Grüße aus Deutschland von Anne

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  2. Das Foto auf dem Du sitz gefaellt mir besonders gut, was fuer ein mystischer Ort!
    GLG aus dem fast warmen NB (0C),
    Sue

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  3. Liebe Ela,
    was für wunderschöne Bilder und den tollen Bericht dazu.
    Liebe Grüße Ingeburg

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  4. Hallo Ela,

    danke fuer diesen informativen Bericht. Es ist doch immer wieder erstaunlich was fuer Baudenkmaeler die Menschen vor hunderten von Jahren mit wenig Hilfsmitteln erschaffen haben.

    Ich freu mich wieder einmal auf Deinen naechsten Bericht.

    Liebe Gruesse aus Upper Woodstock, NB

    Mecki

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  5. Danke Ela für den Bericht und die schönen Bilder dazu! Das war ja eine riesige Anlage------ sowas hätte ich in dem Land garnicht vermutet!

    Danke auch für Deinen lieben Kommentar!
    Schönen Tag wünscht Dir
    Elma

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  6. oh, was für eine interessante geschichte, welch interessanter bericht.
    ich danke dir dafür, liebe ela. man hat dadurch einen besseren einblick in dieses land bzw. diese zeit und lernt zu verstehen....
    alles liebe und herzlichre grüße
    margit

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  7. Hallo liebe Ela, da kann ich wieder einmal nur staunend auf diesen mir bisher völlig unbekannten Reichtum an kulturellen Schätzen deiner Heimat und ihrer Entstehungsgeschichte blicken........vielen Dank ....eine herrliche Lehrstunde.....aufschlussreich erklärt.
    Wuff ung LG
    Aiko

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  8. Ich lebe seit 1984 in Paraguay. Wir sind als Familie aus Deutschland hier gekommen.
    Die Geschichte der Reduktionen haben uns von Anfang an fasziniert. Damals waren sie noch nicht Weltkultur Erbe. Die Anlage war nicht sehr gepflegt, das Grass knie hoch. Im Hotel wurde zu uns verwundert gefragt: Wegen diesem Steinhaufen seit ihr hier her gekommen.
    2014 im Sept. war ich das letzte Mal dort. Inzwischen alles auf Touris ausgerichtet und gut gepflegt.
    In Bolivien waren die Jesuiten auch. Dort waren die Dörfer aus Holz erbaut mit wunderbaren Schnitzereien. Ein Franziskaner - Mönch ( im Zivilberuf Architekt ) hat 5 dieser Reduktionen in Bolivien in den 50 ziger Jahren zusammen den dort lebenden Indianer Restauriert. Auch dort waren wir schon mehrmals und planen dieses Jahr wieder dort hin zu gehen.
    Dir ein Gruss aus Paraguay
    sendet omasigi

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