Samstag, 1. August 2015

Vier kleine Weißenkinder und ich der große Depp!

Gestern Nachmittag saß ich meinen Glaskasten… das ist mein Aufenthaltsraum für drei Jahressaisons, evtl. im Winter nur mit dicker Jacke. Zwei Seiten bestehen aus Glas. Es ist herrlich hier rauszuschauen, von Westen, über Norden bis Osten… Natur pur, ich freu mich schon auf Winter, wenn der Wald durchsichtig ist und Schnee liegt.
Hier Frühstücke ich, gehe ins Internet, schreibe oder ruhe mich einfach nur aus. Also, gestern saß ich hier und telefonierte mit Sonja, als wir von ständigen Gepiepse und Vogelgeschrei unterbrochen wurden. Draußen vor der Tür saßen vier kleine Vöglein, die um die Wette schrien. Sie piepten durcheinander und ich konnte nicht verstehen was sie sagten… doch nach kurzer Beobachtung und hinhören, war mir klar das sie nach ihre Mama, nach Futter und vertrauter Nestgeborgenheit riefen.
 Ich holte meine Kamera und ging raus. Sie teilten sich, starteten die ersten Flugversuche und erreichten sogar die unteren Äste, das Fenster und einer flog aufs Dach. Doch alle hielten einen piependen geschwisterlichen Kontakt miteinander. Es war schwer sie zusammen auf einem Bild zu bekommen.
 Weit und breit keine Spur eines Elternteils. Immer wieder kamen sie zurück und versammelten sich vor der Tür. An der Wand entlang fanden sie ab und zu die eine oder andere Mücke und Spinne. Der Hunger war nicht zu übersehen.
Ich habe sie ständig beobachtet und darauf geachtet, dass ja keine Katz oder sonstiger Räuber sie holt.
 Vögel sind ja in der Hinsicht sau dumm… umso brennslicher ihre Situation, umso lauter machen sie auf sich aufmerksam, anstatt den Schnabel zu halten…


 Es wurde Abend und immer wieder kehrten meine fast Pflegekinder zu meiner Tür zurück. Hier am und unterm Holzabtritt fühlten sie sich wahrscheinlich sicher. Hin und wieder schauten sie zu mir hoch und piepsten mich  herzzerreisend an.
 Erst als es total dunkel war, wurde es langsam weniger, bis es endlich ganz still war. Hier sitzen sie und kuscheln sich gegenseitig Wärme und Trost zu.
 
 Heute am Morgen, als ich aufwachte und nachsah, waren sie alle weg und hören konnte ich den ganzen Tag auch nichts. Da ihr Schlafplatz und nähere Umgebung von Federn frei war, ging ich davon aus, dass sie von Nachtjägern verschont  geblieben sind und bei Tagesgrauen, mit neuen Kräften davongeflogen.
Und wieder einen herzlichen Gruß aus unserm Moskito Wildlife Park!
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Das habe ich Vorgestern geschrieben, konnte es nicht posten, weil BELL mal wieder gezickt hat.
Gestern, nachdem sich die Moskitoplage (tagsüber) ein klein wenig gelegt hat, bin ich voll eingesprüht… versteht sich, endlich in den Garten um die nötigsten Arbeiten zu erledigen.
Unter anderem auch hinterm Haus, vor der Tür meines Glaskastens. Als das Fußabtreterholzgestell hochhob, ist mir negativ ganz anders geworden. Die kleinen, armen unschuldigen Vöglein haben es nicht geschafft. Alle vier lagen tot unter dem Holzgestell.
Wie konnte ich nur?! Wieso habe ich sie nicht reingebracht und versucht sie mit was zu füttern? Vielleicht hätten sie überlebt. Ich mach mir so viele Vorwürfe!
Ich hätte erkennen sollen, dass sie halb verhungert waren. Sie sind sicher schon ein paar Tage im Wald umhergeirrt und wussten nicht wie sie Nahrung zu sich nehmen können. Sie kamen zu mir und ich war zu beschäftigt sie zu fotografieren anstatt sie zu retten. Sie konnten zwar schon kurze Strecken fliegen, aber sich noch nicht selbst versorgen.
Ich war zu doof es zu erkennen, obwohl dieser Blick es mir deutlich sagte!
Es ist mir schon klar, dass die Natur ihre eigenen Gesetze hat, die ganz schön hart und unfair sein können, aber, aber, aber…

Ich wünsch euch trotzdem ein schönes Wochenende und ich habe wieder eine Verabredung mit meinem treusten Freund „Andy“ , dessen Nachname „Arbeit“ lautet.

9 Kommentare:

  1. Ach liebe Ella, mitfühlen, das kann ich Dein Erlebnis sehr gut....es gibt mir wieder das Gefühl wie vor ein paar Jahren, da gab es so eine ähnliche Situation. Aber die Natur hat sicher hier die Eltern oder ein Elternteil sterben lassen und so waren die kleinen ohne ihre Futterrationen.....wenn ich anfange mich in Deine Gedanken einzubinden, dann ist es sehr sehr traurig - aber es hat so sein müssen, denn vier hungrige kleine Schnäbel fütterst auch Du nicht mit aller Liebe und Fürsorge so einfach mal .....aber egal - sie sind zusammen gewesen und gemeinsam gestorben. Ich hoffe, dass Du es gut verkraftest und dennoch kannst und darfst Du Dir keine Vorwürfe machen......es war ihr Schicksal.
    Wuff und LG Aiko

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  2. Liebe Ela
    was für ein herzzerreißender Bericht mit den dazugehörigen wunderschönen Fotos.
    Die Vögelchen hätten mir auch Leid getan. Aber wie will und kann man da helfen.
    Tröste Dich damit, die Natur hat es so gewollt. Sie ist ohnehin sehr grausam.
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und sende Dir herzliche Grüße über den großen Teich.
    Ingeburg

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  3. Ach die armen kleinen Vögel, das ist schade.
    Aber selbst wenn du sie gefüttert hättest, vielleicht hätten sie dann auch nicht überlebt.
    Aber es tut einem doch leid.
    Liebe Grüße
    Käthe

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  4. Hallo Ella- das ist traurig mit den Vögelchen---aber ich glaube nicht das du sie durchbekommen hättest---
    Danke für die schönen Bilder!
    GLG
    Elma

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  5. hallo liebe ella,
    ist ja echt traurig. vielleicht hätte man helfen können aber vielleicht auch nicht. es ist schwer, kleine vögelchen in diesem zarten alter aufzupäppeln!
    alles liebe
    margit

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  6. Ella, eine traurige Geschichte! Ich hätte auch nicht anderes getan.

    sei lieb gegrüßt
    Regina

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  7. Ich wollte gerade schreiben, wie allerliebst ... und nun lese ich gerade, daß die Vögelchen tot sind. So etwas war mir auch schon passiert. Im guten Glauben, daß die Vogelmutter nicht weit ist. Ich habe aber auch schon Vögel gerettet. Manchmal ist es eben schwierig.

    Alles Liebe
    Sara

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  8. Diese Süssen sind es Zaunkönige? Ja schwierig manchmal hat man einfach nicht die Zeit zu beobachten ob da eine Vogelmama aufkreuzt! Ich habe schon einige Piepmätze aufgezogen und erfolgreich in die Natur entlassen. Traurig und sicher ein Schreck für dich. Ich freu mich aber deinen Blog gefunden zu haben. Ich schaue gerne mal in fremde Welten. Kanada mitten in der Natur, wie toll! Ich lebe im kleine Kanada ;) die Schweiz hat viele Orte die vergleichbar sind.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende Stephanie

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  9. Och, das ist ja ein trauriger Nachtrag liebe Ella. Kann ich gut verstehen dass du da dir Vorwürfe gemacht hast. Würde mir nicht anders ergehen, aber was soll man dann machen. Die Frage ist wirklich nicht einfach und hätte ja auch die richtige Entscheidung sein können. Leben und Tod stehen so nah beieinander :-(((

    *drückdichmalganzlieb*

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