Im Grunde ist es ja das Ein- und Selbe, wo kein Glaube
ist, kann auch keine Erziehung sein. Oder stehe ich alleine mit dieser Meinung?
Die Guaraní Indianer bezeichnen die gesamten und
wichtigsten Momente ihres Lebens
-Empfängnis, Geburt, Namens Empfang, Lebensbeginn,
Vaterschaft und Mutterschaft, Krankheit, Schamanischer Berufung, Tod- wird als „Wort-Seele“
definiert. (Vielleicht einfacher als „was die Seele spricht“ zu bezeichnen.)
So ist der Mensch zu seiner Geburt ein „Wort-Seele“
der sich bis zu seiner vollkommenen Menschlichen Größe aufstellt.
Die Mbyá Indianer erzählen, dass die Väter der „Wort-Seelen“,
aus ihren zuständigen „Himmel“ über den Traum zu dem, des zu werdenden Vaters kommunizieren.
Diese geträumten Worte sind es, die daraufhin in der Frau einziehen und so der
Empfang ein neues Leben in ihr beginnt. Selbstverständlich gehört der Geschlechtsverkehr
dazu.
Für die Mbyá ist das Kind
von „Denen da Oben“ gesendet worden.
Einfacher ausgedrückt; ein Kind ist der Seelenwunsch der
Eltern und Ahnen.
Der Schamane muss durch seine Inspiration und Gebeten
(manchmal sehr dauerhaft) den Namen, je nach Herkunft des spirituellen Ortes, für
das Kind finden.
Dieser Name ist nicht nur Bestandteil sondern auch
bildend für den Menschen.
So ist es nicht selten, dass ein Kind mit einen „Ausgesuchten
und bedeutenden Namen aufwächst, doch später mit einem „herkömmlich-paraguayischen“
Namen eingetragen wird.
Die traditionelle Erziehung der Guaraní, besteht aus
dem hören der Worte die sie von „Denen da Oben“, meist über den Traum bekommen.
Der Guaraní sucht die Perfektion des Seins in die Perfektion seiner
Ausdrucksweise.
So ist der Unterricht durch „Lehrern“ in „Schulen“ heute noch für viele Indianer sinnlos
und fast eine Provokation.
Das „Wort“ ist eine Gabe von „Denen von Oben“ und
nicht ein Wissen, dass durch einen Lehrer in eine Schule erlangt werden kann.
Dieser einfache und schöne Glaube findet in unserer heutigen Zeit leider keinen Platz
mehr. Was auch richtig und verständlich für uns ist. Schließlich haben die
Indianer nur eine Chance; sie müssen sich nach und nach, in der heutigen „zivilisierten“
Zeit integrieren.
So ziehe ich meinen (gerade nicht aufhabende) Hut vor
Schwester Mariblanca, die es in einen Jahrzehnte
langen Kampf geschafft hat, dem Kultusministerium zu überzeugen, die pflichtvolle
Schulerziehung der Indianer, nach einem eigenen Konzept zu gestalten.
Was hat sie erreicht?
Einmal das die ersten zwei Schuljahre nur in ihrer
eigenen Sprache und Thematik durchgeführt werden.
In der dritten und vierten Klasse teilt sich der
Unterricht mit Spanisch.
Ab fünfter Klasse ist der Unterricht überwiegend
Spanisch und nach vorgeschriebenen Lehrinhalt des Ministeriums.
Entstanden ist der Inhalt und die Gestaltung der Lehrbücher
der ersten Klassen (siehe Fotos unten), von den Schamanen, Indianer Lehrern/in
in Zusammenarbeit, Korrektur und Übersetzung von Schwester Mariblanca (die auch
eine Pädagogische Ausbildung hat).
Die Illustrationen stammen von den Schulkindern
selbst.
Hinzu kommt, dass alle Lehrer und Lehrerinnen selbst
zur Sippe gehören. Sie werden dort ausgebildet und in den Sommerferien
weitergebildet.
Zweite Klasse Schulbuch, Lehrerbuch und Wörterbuch.
Erste Klasse Schulbuch und Lehrerbuch.
Medizin- und Heilkunde.
Schulen in unterschiedlichen Gemeinden. Ferienzeit.
Diese Schule unten, dient auch als Schlafort eines alten Ehepares.
Eine größere Schule.
Schulen mit Internat für eine Agroökologischer Ausbildung
sind auch vorhanden. Wir haben eine Besucht, doch es war nicht viel los…
Sommerferien.
Wir haben uns trotzdem umgesehen und anschließend eine
Abkühlung im Bach gesucht…
Der Stundenplan des vergangenen Schuljahres.
Die Küche
Der Backofen
…ach war das herrlich! Während für Musch und die zu
werdende Missionarin Klara das Wasser zu trüb, schlammig, igitt, kalt und nass
war, haben Mariblanca und ich diese Abkühlung richtig genossen. Oh mein Gott,
was hast Du mir für lange Arme geschenkt…
sie reichen ja fast von Ufer zu Ufer!
Gewissermaßen waren die Guaraní Nomaden. Das heißt
aber nicht, dass sie nur Sammler, Jäger und Fischer wahren. Sie hatten schon je
her Gepflanzt und geerntet.
Schon als die Spanier den heutigen Paraguayfluss
hochschipperten und den Ort entdeckten, was heute Asunción (die Hauptstadt
Paraguays ist), waren sie erstaunt über den (wie sie es nannten) den „Göttlichen
Überfluss“ an Lebensmittel in Gemüse und Früchte (der damaligen Zeit
entsprechend) vorzufinden, die von Indianer angebaut wurden.
Nach diesem System bauen heute noch die Indianer, all
das an was sie brauchen. Nur was sie brauchen und nicht mehr. Dazu wird ein
wenig Wald geschlagen und angepflanzt. Wenn nach ein paar Jahren diese Fläche
nicht mehr fruchtbar ist, ziehen sie ein Stück weiter, der Wald wächst in
kürzeste Zeit nach.
Ein Ehepaar zeigte uns stolz ihre „Chacra“
(Anpflanzung)… ich zeige euch stolz die Fotos.
Die Frau neben den dreimal so groß wie sie wachsenden
Mais.
Wer mit so viel Stolz seine Melonen präsentiert und
uns eine schenkt, ist ein Foto wert.
Und wieder im Gänsemarsch zurück.
Der Jeroky, oder Kotyu gehört zum wichtigsten
Bestandteil der Indianer.
Eigener religiöser Tanz und Gesang der Indianer.
Er dient der Gemeinschaft in jeder Hinsicht.
Jedes Dorf/Gemeinschaft hat einen überdachten, aber
freien Platz wo das Tanz-Bet-Sing-Ritual vollzogen wird.
Meistens geht es um drei Dinge;
1.
Sich gegenseitig
was zu sagen. Eine Gruppe antwortet im Wechsel der Anderen. (Nehmen und Geben).
2.
In dem man das
Böse unterbricht.
3.
Das Lied singen
und Tanzen, das zum Verlieben dient.
Im Voraus wird die „Chicha“ angesetzt. Die Chicha wird
Mais, Süßkartoffeln oder wilde Früchte hergestellt. Es ist ein Art Bier die
immer in einen ausgehölten Baumstammtrog zubereitet wird. (S. Foto unten)
Während das Tanzen eine reine männliche Angelegenheit
ist, rufen die Frauen mit Bambusstangen auf einen drunter hohlen Boden
stampfend, die Gemeinschaft zum Platz auf.
Das war ein weiteres Kapitel aus der Reihe der Guaraní Indianer.
An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei der Britta, die nicht Schmitt heißend aus "Ich und Frau Schmitt", nach meinem letzten Eintrag schlug sie vor, aus verschiedenen Fotos Postkarten herzustellen und verkaufen. Der Erlöß soll eine kleine finanzielle Unterstützung für Schwester Mariblanca sein.
Danke liebe Britta, das machen wir... die ersten Rädchen drehen sich schon.
Auch Danke, dass Du den Verkauf und das Verschicken der Postkarten in Deutschland übernimmst!
Übrigens, die oben präsentierten Schulbücher für den vielen Gemeinden kosten $70.000,- Geld das noch zusammenkommen muss. Bisher hat sie das meiste geschafft. Ich bin froh,
wenn wir ihr ein wenig helfen können.
Ganz lieben Gruß!
Es ist fantastisch, wie Du Deine Erlebnisse fuer uns immer so spannend berichtest, Fakten einbaust und dann noch mit tollen Bildern abrundest.
AntwortenLöschenDanke fur all Deine Arbeit liebe Ela!
Dicken Knuddler von der Ostkueste,
Sue
Ela- deine Berichte sind immer wieder interessant zu lesen. So bekommt man einen guten Eindruck über Land + Leute-
AntwortenLöschenDanke !
Ganz liebe Grüße von elma
Huch, jetzt werde ich zum Schluss ja nochmal ganz rot...! ;)
AntwortenLöschenIch hoffe, dass Sonja eine gute Möglichkeit finden kann für den Druck - hier hat mich meine Grafikerin-Freundin nämlich auf ein kleines Problem aufmerksam gemacht: pro Motiv sollte man mind. 50, eher 100 Karten drucken, damit die Kosten sich nicht überschlagen. Wenn wir mind. 5 Motive / Bilder nehmen, wären das ja schon 500 Karten... Huiiii...das erscheint mir fast ein bisserl viel für den Anfang.
Aber wir finden eine Lösung, ganz bestimmt!!!!!
Ich find´s superspannend, einen Einblick in so ein mir vollkommen fremdes Leben zu bekommen. Vielen Dank für Deine ausführlichen Berichte und die anschaulichen Bilder dazu! Von der Denkensweise und dem Glauben der Guarani könnten wir sicherlich einiges lernen und es wäre schön, wenn dieses "Geben und Nehmen" viel weiträumiger praktiziert würde!!
Sei herzlich gegrüßt aus dem heute mal sonnigen (aber scheiß-kalten..!) Köln,
Britta
Schon wieder ich.
AntwortenLöschenDiesmal mit noch roteren Ohren!
Vor lauter Rührung auch ein dicker Kloß im Hals..!!!
Danke!!!!!! Du hast mir eine sehr große Freude gemacht!!!!!!!!!!!!
Liebe ELa ,
AntwortenLöschendanke für deine lieben Besuch bei mir und DANKE für die Erlaubnis der Bilder!
Unsere Kinder werden auch im Glauben erzogen , Glaube und Rituale sind für mich
und meiner Family sehr WICHTIG, ich weiß nicht wie Kinder ohne große werden, welche
Werte ihnen vermittelt werden, ich glaube auch keiner weiß was die Karwoche, oder
Weihnachten eigentlich bedeuten wir sind leider eine Konsumgesellschaft, aber diese
wird nicht überleben können.
Dein Bericht und der Bericht davor einmalig, auch die Bilder dazu , ich bin hin und weg, und
freue mich immer wieder sehr über deine Neuigkeiten. Ich kenne nun auch einen Schamanen ,
über 10 Jahre nun , er ist nach China ausgewandert und wir haben täglichen Kontakt, nächstes Jahr
habe ich mein geld zusammen und dann werde ich ihn besuchen. Er bringt mir sehr viel bei und
es macht sehr nachdenklich aber es tut verdammt gut...
Liebe Grüße
Birgit
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AntwortenLöschenNice article, wonderfull fotos, greeting from Belgium
AntwortenLöschenBlogs 's Louisette