Dienstag, 12. März 2013

Der Weg zu den Indianern

Hallo ihr Lieben da draußen in der weiten Welt!
Heute beginne ich mit einer Eintragserie, die mir ganz besonders am Herzen liegt.
Die Indianer in Paraguay.
Seit über zwanzig Jahren, ist es ein Muss für mich, in einen oder mehreren Gebieten hinzufahren. Wobei ich früher aktiver in Sachen Indianerhilfe unterwegs war, sind heute meine Möglichkeiten ein wenig eingeschränkt. Doch die Freundschaft, besonders zu den zu den Missionarsschwestern, Brüder, Pfarrer und andere Helfer, ist geblieben.
In diesem Jahr im Januar, nutzte ich meinen Aufenthalt in Paraguay aus und besuchte zusammen mit meiner Freundin Musch ein paar Gebiete auf.
Unser Ziel war zuerst die Basis Nueva Esperanza, Canindeyú, im Nordosten des Landes.
Schwester Mariblanca und Schwester Angélica schmeißen dort den Laden, bzw. betreuen einige Gebiete und viele Gemeinschaften.
Bevor jetzt ein Bild zweier Nonnen mit Schwarzweiß Ordenskleider, geneigten Blick und zurückhaltender Charakter in euren Kopf erscheint… vergisst es ganz schnell wieder.
Mariblanca ist siebzig, trug bis vor kurzem noch die abgeschnittenen und abgetragenen Militärhosen, einst von meinem Exmann, dann von mir. Was ich damit sagen will, sie kann kämpfen und zupacken und zwar in jeder Hinsicht. Das muss sie auch um was zu erreichen.
Wenn es irgendwie möglich ist, nehme ich immer Jemanden dort hin mit. Erstens ist der Weg ziemlich weit und kann schön langweilig werden. Viel wichtiger ist aber, das Interesse anderer zu wecken. Besonders in Paraguay, Hat man ein ganz falsches Bild der Indianer.
Mit Bilder und kleine Geschichten, möchte ich euch diese Menschen in meinen nächsten Einträgen vorstellen.
Menschen wie Du und ich, mit den gleichen Rechten und trotzdem diskriminiert.
Schätzungsweise leben ca. 45000 Guaraní Indianer alleine in Paraguay. Ausgenommen der Macá die in Reservate bei Asunción leben.
Die Hauptgruppen die wir beim letzten Besuch aufsuchten, sind vom Stamm der Avá und Mbyá.
Noch vor 20 Jahren, waren es gerademal 18000 insgesamt. Das bedeutet, dass es sich um ein durchschnittlich junges Volk handelt.
Was mich seit über 20 Jahre immer wieder unangenehm auffällt und traurig macht; wie die Natur Stück für Stück verschwindet. Jetzt denkt ihr sicher, die Natur kann doch nicht verschwinden… oh doch, sie kann.
Das ist ganz besonders in dem Gebiet zur Brasilianischen Grenze. (Woanders haben die Indianer sich sehr gut etabliert und machen große Fortschritte und sind schon zum Selbstversorger geworden.)
Auf dem Weg dorthin war früher alles Wald. Heute fährt man Stundenlang und alles was man sieht sind Sojafelder. In ein paar Monaten sind es Maisfelder, dann Weizen… usw. 

 Ok, jetzt denkt ihr sicher; Fortschritt, na und? Aber das alleine ist es nicht. Die Großgrundbesitzer hier gehen über Leichen. Die meisten sind Brasilianer und kommen hier her, weil obwohl Paraguay auch seine Gesetze hat, dort noch geschmiert werden kann und das angebliche Gesetz schaut weg.
 So spricht ein in Paraguay Grundbesitzender Brasilianer von einer guten Ernte, nicht dann wenn sie guten Ertrag brachte, sondern erst wenn Jahr für Jahr zusätzlich weiteres Land dazugekauft werden kann.
Sehr viel Indianerland. Es wird nicht nur weggenommen oder gekauft, sondern auch gepachtet und später ohne einen Baum, ohne Wert, aber dafür verseucht zurückgegeben.
Mit Flieger werden Pestiziden gespritzt und wenn nötig, fliegt man mit extra viel Gift sprühend über eine „uneinsichtige“ Indianergemeinde.
Obst und Gemüse ist dort nicht mehr möglich anzubauen, geschweige denn von dortiger Herkunft zu verzehren. Die Menschen werden krank wenn sie es essen.
Hinzu kommt die Genmanipulation, die eigentlich verboten ist.
Ernsthafte Krankheiten werden immer häufiger, Missgeburten und immer mehr Hunger, weil ihnen nichts mehr bleibt.
Selbst wenn sie auf der großen Müllhalde Arbeit bekommen, kriegen sie nur 50-60% des Lohnes, von dem eines „Paraguayer“. Zusätzlich müssen sie noch härter arbeiten.
Menschen wie Schwester Mariblanca geben alles und kämpfen Tag für Tag. Nicht nur für die Erhaltung und zugehörigem Titel der Grundstücke, auch für Bildung und Eingliederung in einer halbwegs angemessenen Gesellschaft. Was diese Menschen schon durchgemacht haben, das passt auf keine Kuhhaut. Trotzdem kämpfen sie weiter.
Vor viereinhalb Jahren eröffnete dort eine große Ethanol Fabrik. Super! Toller Fortschritt… Einweihung mit Präsidenten… 300 Menschen (nicht Indianer) haben eine feste direkte Arbeitsstelle und über 2500 Menschen eine indirekte Arbeit.
Die Fabrik kann in einen Tag bis zu 450.000 Liter Ethanol produzieren.
750 Tonnen Zucker. 25.000 Kg Öl und 300.000 Kg Tierzusatzfutter in Form von Pellets. Hierzu werden Rohstoffe wie Zuckerrohr, Soja, Maniok, etc. verwendet.
Das ist wirklich ein sehr Stolzes Ergebnis für so ein Land wie Paraguay, das dringend den Fortschritt braucht. Obwohl, ein wenig wiedersprechend was den Preisen vom Treibstoff im Lande betrifft. Immerhin als ich dort war kostete der Liter Sprit US$ 2,00! Aber lassen wir das mal dahingestellt, was mir mehr auf den Nieren geht;
Wie wird diese riesen Fabrik, nach neustem technischem Stand angetrieben? Mit Holz natürlich! Ich kann mich  nicht richtig erinnern, doch ich glaube es waren 60.000 Tonnen Holz, die am Tag verbrannt werden! Natürlich wird auch der Abfall von den Rohstoffen dazu benutzt… Ununterbrochen begegnet man überladene LKWs mit Holz aus dem bisschen Wald der noch irgendwo in der Ferne ist. Angeblich alles legal, doch das Abholzen ist illegal!
Es war, ist und wird wohl immer so bleiben, dass die Menschen von der Gier gepackt nur an heute, aber nicht an morgen denken.
Nun, für heute habe ich mich genug ausgek….. 
 Selbst wenn frau unterwegs mal muss... muss frau sich in/auf den rauhen Sojaplanzen setzten!

Drei Tage waren wir in unterschiedlichen Gemeinschaften unterwegs. Ich habe sehr viele Fotos gemacht und werde sie nach und nach hier einstellen.
Heute zeige ich nur den Weg dorthin.
Hier die Gegend ist sehr schön, der Wald hat nur wenige Löcher, doch bald wird sich das auch ändern.
Noch sind wir auf Asphalt...

 Die Straßen werden einfacher...
 Hin und wieder fährt man an Rinder Estancias vorbei...
 Ziegen Züchter....
 Aus Straßen werden Wege...
 Mal sehr schmal und sandig...
 Mal tolle Matsch Oasen... wir zögerten erst und wollten kehrt machen...
 doch das kann Mariblanca nicht erschrecken. Wenn ein Rad durchdreht, dreht sie noch lange nicht durch...
 was bei der alten Karre bedeutet; austeigen und das Allrad an den Räden umschalten... also, in die rote Pampe latschen...

 und siehe da... wieder draußen und es kann weiter gehen.
Hin und wieder fühlen wir uns beobachtet. Mal von einen Baum aus...
 Oder vom Pfostenhochstand...
 Na ja... noch nicht Jeder schaffst hoch hinaus. aber wenn aus der Ferne das Motorgeräusch sich naht, muss doch geschaut werden wer da wohl kommt.
 Zuletzt geht es mit dem Auto auch nicht weiter... im Gänsemarsch zu den Indianer.
Demnächst geht es weiter.
Viele liebe Grüße!

7 Kommentare:

  1. Liebe Ela,


    ich muss immer wieder staunen wie ausführlich du berichten kannst, Zahlen, Quadratmeter , jedes Tier, jeden Hügel , du kennst einfach ALLES. Die Strassen sind ja der Hit, Abenteuer pur und du hast Recht, die Natur die schwindet, Stück für Stück. Fabriken werden dort mit Holz befeuert bei uns unvorstellbar. Bei deinem letzten Bericht staunte ich nicht schlecht über die Insektenhügel , von solchen Hügeln habe ich ja noch nie etwas gehört und nachdem man diese nicht einfach so klein bekommt , ist es wohl auch ein unfruchtbares Land.

    Ich muss immer wieder DANKE sagen, deine Berichte sind einfach toll. Ach und ich habe eben noch deine tolle Nähmaschine bestaunt!

    Liebe Grüße
    Brigit (bei uns hats jetzt Schnee)

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  2. Liebe Ela,
    ich wollte gerade meinen PC ausschalten, da kam eine neue Meldung von Ela.
    Ja, da muß ich doch zuerst Deinen tollen Bericht von den Indianern lesen.
    Deine Berichte sind so toll geschrieben, sie lesen sich, als ob man ein Buch in der Hand hat.
    Ich bin sehr gespannt auf weitere Berichte von Dir.
    Liebe Grüße Ingeburg

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  3. Danke Ela, fuer den ehrlichen und langen Bericht. Ich finde es einfach klasse, dass Du nicht alles schoenscheibst, sondern auch die Schattenseiten Deiner schoenen alten Heimat zeigst.
    GLG,
    Sue

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  4. Traurig, wie in so vielen Ländern der Erde. Da werden die Ureinwohner ihres Landes beraubt, vertrieben, sie werden versucht zu missionieren, und ganz schlimm die Korruptionen....Geld regiert die Welt :-((((

    Danke dir für deinen Post der uns diesen Teil des Landes auch wieder ein Stück näher bringt.

    Liebe Grüssle
    Nova

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  5. Ela- danke für den schönen Bericht------
    Schönen Tag wünscht dir
    Elma

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  6. Liebe Ela
    ich muss schon sagen dass Du ein bewegtes Leben hast.Dein Bericht ist wirklich spannend.
    Liebe Grüße Christa

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  7. Liebe Ela,

    Dein heutiger Bericht macht mich richtig traurig.
    Ich hasse Ungerechtigkeiten und ich finde Menschen, die sich über andere stellen und für was besseres halten einfach nur zum ko.... Dass damit nicht "nur" einem Volk geschadet wird, sondern letztlich die ganze Erdkugel in Mitleidenschaft gezogen wird, interessiert diese Spacken ja auch nicht wirklich. Hauptsache das Geld fließt. Dass die Erde Stück für Stück kaputt gemacht wird und die nächsten Generationen unter diesem Irrsinn leiden, wen interessiert´s?
    Eigentlich ist dieser Umgang mit Ureinwohnern (egal ob in Afrika, in Australien oder Amerika) eine Respektlosigkeit sondergleichen. Und ich frage mich immer, warum Menschen so etwas tun dürfen???

    Bin sehr gespannt auf weitere Bilder und Berichte - Danke, dass Du uns teilhaben lässt!

    Sei herzlich gegrüßt von Britta


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