Von Schwester Mariblanca im Schlepptau genommen zu werden, bedeutet
nicht einfach mal so ins Blaue zu fahren und mal hier, mal da bei den
Ureinwohner vorbei zu schauen, Kaffee Tereré trinken, übers Wetter
reden, zu allerletzt noch ein paar Touri-Fotos schießen und dabei recht schön cheeeeese machen.
Nee, es wird geplant, es wird abwägt… was ist am wichtigsten, was ist
dringend, was kann ich noch verschieben. So war auch heute unter anderem einen
Krankenbesuch geplant. Nicht so Blümchen kaufen, ab ins Krankenhaus,
Händchenhalten und Tschüss… nein, es geht immer um viel mehr. Was fehlt diesem
Menschen was der Schamane nicht heilen kann? Muss er/sie ins 170Km entfernten
Krankenhaus gebracht werden? Und wie? Wer kann den/die Kranke mit dem Motorrad
raus bis zum Asphalt fahren? Eine Begleitperson muss auch dabei sein… und, und,
und.
So machte ich in diesen paar Tagen die Erfahrung wie besch… es doch
manche Menschen dran sind.
Erstens begegneten wir einen kürzlich entschlüpften Teenager, dessen
Mutter die Woche zuvor von einem Auto an/überfahren wurde, mit Todesfolge und
Fahrerflucht.
Zweitens; eine junge Frau der es sehr schlecht ging. Sie klagte über
starke Schmerzen im Bauch und war nur noch ein Strich. Kein Wunder, erst
kürzlich bekam sie ein Kind, dessen Kopf total offen war. Das Kind starb G.s.D.
und musste nicht leiden.
Drittens; ein junger Indianer, der gerade seine Ausbildung hinter sich
hatte, wurde von ein paar jungen Drogen abhängige Indianer angegriffen und mit
dem Messer so schwer verletzt, das ihm den
rechten Arm amputiert werden musste.
Ihr seht, es ist nicht alles Sonnenschein und die Menschen haben sehr
hart zu kämpfen, manchmal sogar
zwischen den Gemeinden.
Trotzdem, sind sie irgendwie zufrieden und lächeln…
(oder, ist es
Resignation?)
Dennoch, möchte ich heute einfach nur zeigen, wie die Indianer in diesem
Gebiet leben. Möglicherweise und nach meiner bescheidenen Beurteilung, bin
ich davon überzeugt, dass es den Gemeinden hier in dieser Region am
dreckigsten
geht.
Warum? Da muss ich jetzt (leider) faktisch wieder
ein wenig
zurückgreifen.
So fast genau auf dem Tag vor 40 Jahren, da wurde nämlich der Vertrag
für den Bau des größten Stauwerkes der Welt (ITAIPÚ), zwischen Brasilien und
Paraguay unterzeichnet.
Ca. 30Km nördlich der Weltbekannten Iguazú-Wasserfälle am Paraná
Fluss.
Ich tippe euch jetzt ein paar Daten ein, hauptsächlich um zu
vergleichen und um eine Vorstellung zu bekommen, von was für einen Giganten
hier die Rede ist.
Vertrag in Brasilia (Hauptstadt von Brasilien), am 26 April 1973 vom
Brasilianischen und Paraguayischen
Ober-Guru unterzeichnet.
Arbeitsbeginn; 1975
Bauhöhepunkt; 1978 arbeiteten 30.000 Menschen
an diesem Bau.
Mit 12.800.000m³ Beton, floss 15 x so viel als
beim Bau des
Eurotunnels.
Mit dem gesamten Stahl, der in ITAIPÚ steckt,
könnte man 350 x den
Eifelturm nachbauen.
Die Staumauer ist 196m hoch und 7,76 Km lang.
20 Turbinen und eine Leistung von 14.00MW.
94,68 Terawattstunden, im Vergleich; Isar 2 Kernkraftwerk mit der
Höchstjahresproduktion weltweit, von 12,40 Terawattstunden.
Der Stausee (bei normalen Wasserstand)
ist 170Km lang und hat eine Gesamtfläche
von 1354Km², 2½ x so groß als der Bodensee.
ITAIPÚ war bis zum Bau des Chinesischen
Dreischluchten-Stausees der
Weltgrößte. Doch von der Leistung her ist er es heute noch.
ITAIPÚ steht nicht für eine Abkürzung sondern heißt auf Guaraní; „Singender
Fels“.
Jetzt fragt ihr euch sicher (oder auch nicht) (ich sag‘s euch
trotzdem…) wie kann sich ein armes Land wie Paraguay sowas leisten? Ganz
einfach und genial eingefädelt vom damaligen Staatschef Alfredo Stroessner. Paraguay
ist ein Ameisennest im Vergleich zu Brasilien. Das bedeutet, das Land braucht
nur einen Bruchteil des erzeugten Stroms, als das große Nachbarsland mit seinen
vielen, vielen Einwohnern. So hat Brasilien die Kohle vorgeschoben, Paraguay
exportiert einen riesen Teil seiner Hälfte nach Brasilien und zahlt somit seine
Schulden ab. Soviel ich weiß, ist das auch schon lange geschehen.
In anderen Worten; Paraguay wurde Halbbesitzer des größten Stauwerkes
der Welt zum Nulltarif!
Ein super Geschäft und ein wahnsinnig Giganten
Fortschritt fürs Land!
Inzwischen ist das zweite Stauwerk im Süden des Landes schon seit ein
paar Jahren in Kraft getreten. Auf gleicher Basis nur mit großem Nachbarsland
Argentinien.
Nicht ganz so leistungsfähig wie ITAIPÚ,
doch immerhin erzeugt
YACYRETÁ (Land des Mondes) 3200MW.
Das Stauwerk des Südens, hatte zu Nachteil viel flacheres Land, was
einen noch größeren See hervorbrachte. Stolze 1650Km². Das Projekt betraf
50.000 Menschen. 40.000 wurden für ihre Wegziehumstände entschädigt. Na ja…
ironisch ausgedrückt; anders als bei ITAIPÚ, waren es auch nicht die Indianer
die betroffen waren.
Und genau das ist bis heute noch das Übel der Indianer in der Region
des Nordosten Paraguays.
Was heute der 170Km lange Stausee ist,
war bis vor 40 Jahren ihre
Heimat.
Am Fluss Paraná lebten sie. Sie besaßen Land (lt. Gesetz, aber leider
ohne Titel) zum Jagen und sammeln und um das nötigste zu pflanzen.
Der mächtige
Fluss gab ihnen die Fische.
Als der Staudamm gebaut wurde und kurz bevor das Wasser aus dem Fluss
einen See machte, wurden sie eingesammelt, auf Lastwagen verstaut und ca. 200Km
Westlich im Wald (damals gab‘s ihn noch) abgeladen. Mit den Worten; „hier könnt
ihr bleiben, das Land gehört euch und es kann euch keiner nehmen“, ihren
Schicksal überlassen.
Wieder kein Landtitel… ist ja für
Grundstückgierigen-nimmersatt-großkotz-Bonzen ein leichtes Spiel.
So wird bis heute immer weiter um jedes Stückchen Land sehr hart
gekämpft und kostet immer sehr viel Geld.
Was danach so alles nach kam, könnt ihr euch denken; Hunger, Not,
Krankheiten, Frust, Drogen… die ganze Rattenschwanzpalette eben.
Ok, haltet mich jetzt bitte nicht für so eine Demo-Tussi oder
Ähnliches. Im Gegenteil, ich weiß wie wichtig so Wasserkraftwerke für unsere
Welt und ganz besonders für ein Land der dritten Welt sind. Ganz zu schweigen
von den vielen Arbeitsplätzen, Wohlstand, etc.
Nur, sollte der Kuchen ein klitze-klein-wenig
gerechter verteilt
werden.
Ich gehe jetzt mal so weit und behaupte, dass keiner auf einen
einzigen durch ITAIPÚ ehrlich verdienten Cent zu verzichten braucht. Denn nur ein
Bruchteil der geflossenen Schmiergelder, würde ausreichen um diese benachteiligten
Menschen aus ihrer Not zu helfen.
So und jetzt, wie sie heuer leben.
Das ist Herminia und lebt mit ihrer Familie wie alle dort.
z.Z. sind Sommerferien, ansonsten geht auch sie zur Schule.
Das ist die Küche der Familie.
Der Wasserbrunnen...
...so sieht der Brunnen von oben aus.
Das Haus der Familie
...ihr Spielzeug, kleine paraguayische Cocos.
Zum spielen anstatt Murmeln und zum essen.
Ihre Spielgefährten.
Das Haus die Hütte weiter Familienangehörigen.
Im Hintergrund ihre kleine "Chacra" mit dem Nötigstem wie z.B. Mais, Mandiok, Melonen, Kürbise...
Bei einem Gespräch mit Schwester Mariblanca (ganz links)
Die Kinder erfreuten sich der von uns mitgebrachten Mangos.
Die Hütte von hinten
Die Kinder fröhlich beim schaukeln.
Ein weiteres Haus in dieser Ggemeinde.
Und noch Eines.
Demnächst, ein 94Jähriger Schamane, seine Frau und sein Zuhause.
Ganz liebe Grüße!
PS. Alle Fotos sind mit das Einverständnis der jeweiligen Menschen gemacht worden.
Ela- wenn man deinen Bericht liest - da sieht man wie gut wir es haben und wie unzufrieden man oft ist und vergisst dabei ,dass es - wie in deinem Bericht - Menschen gibt die anders leben müssen, denen es nicht gut geht- aber mit sich und dem Wenigen zufrieden sind
AntwortenLöschenDanke für deinen Bericht- er hat mich nachdenklich gemacht
LG
Elma
Ich denke mal es ist wirkich Zufriedenheit, auch mit allen Hürden die sie nehmen müssen schätzen sie aber noch jede Sekunde ihres Lebens. Ein größerer Fortschritt würde sie wahrscheinlich "unhauen" und ihr Leben kaputt machen.
AntwortenLöschenDanke dir auch heute wieder für den interessanten Post und die tollen Fotos dazu.
Liebe Sonntagsgrüsse
Nova
Ela, ein berührender Bericht und Bilder, die uns aufhorchen
AntwortenLöschenlassen sollten. Die Fröhlichkeit der Kinder läßt die bittere
Armut nicht vergessen.
Einen schönen Sonntag wünscht dir
Irmi
Liebe Ela,
AntwortenLöschenwie wenig wissen wir hier vom Leben und der Geschichte der Indianer - und wie wichtig ist es, diese Ungerechtigkeiten in die Welt hinauszutragen und die Menschen darauf aufmerksam zu machen. Wie ich schon in einem Vor-Post kommentiert habe: es ist unglaublich, wie Menschen über Menschen bestimmen; die einen als wichtig, die anderen als wertlose Kreaturen einstufen. Wann ist der Menschheit der Respekt vor anders Lebenden verloren gegangen?? Geht es denn - verdammt nochmal! - immer nur um dieses sch... Geld in unserer Welt??
Dein Bericht bedrückt mich und macht mich sehr traurig.
Andererseits ist es schön, die Bilder der spielenden und lachenden Kinder anzusehen, die mit so wenig zufrieden sind. Man stelle sich so eine "verwöhnte Göre" aus einem wohlhabenden Kölner Vorort in diesem Dorf vor...
Ach, Ela, es geht oft so ungerecht und gemein auf der Welt zu - umso besser und wichtiger, wenn Menschen wie Du davon erzählen und aufzeigen, dass es ernstere Probleme gibt als die Frage, ob wir zum Abendessen Weiß- oder Rotwein trinken!
Können wir als Deine Leser etwas tun, um die Arbeit von Schwester Mariblanca zu unterstützen??
Sei feste gedrückt von
Britta
Liebe Ela,
AntwortenLöschenwas für eine andere Welt und trotzdem ist
sie unsere Welt, man kann kaum fassen und
glauben das wir auf einem Planeten leben,
es ist so ungerecht und traurig, da hilft nur
ein fester Glaube, nach dem Warum darf man
nicht fragen,.
Deine Bilder sind sagenhaft, aber weißt du
wenn ich die Bilder sehe ich glaube da ist
die Welt viel zufriedener , sie ist so einfach
und unkompliziert , wenn sie nur einen Funken mehr
hätten wäre sie vielleicht sogar perfekt.
Liebe Ela,
darf ich mir das erste Foto mit dem Hund und dem Kücken
kopieren? Ich möchte es nur für meine eigenen Zwecke ,
als Küchenbild...?
Liebe Grüße
Birgit
hallo ela
AntwortenLöschenliebe gruesse aus paraguay
schau bitte mal bei wer kennt wem rein hab eeine nachricht dort gelasen
gruesse
atlanta