Wer die Stille und Einsamkeit zu schätzen weiß, ab und
zu die Seele von der Leine lassen und sich prächtig erholen möchte, ist hier in
Kanada genau richtig. Ok, wir haben auch Städte und Orte an denen es nicht so
Ruhig ist, aber ich gehe jetzt mal von mir aus und ich suche immer wieder die
große Freiheit in der großen (halb) Wildnis dieses Landes. Und garantiert; die
finde ich hier!
So geht es auch heute (endlich) weiter mit meinen
Algonquin Bericht.
Hier im Park gibt es diese Stille. Weit über 200
Zugvögel sind schon in Richtung Süden zum überwintern gedüst und hinterlassen nichts als eine
zwitschernde Stille.
Das erste Foto war am Strand unseres Camps. Es war
kein großer Platz, nur 72 Plätze und fast alle belegt. Doch da die Schulferien
beendet waren, kamen fast nur Senioren mit ihren riesen, riesen Campingbusse
und riesen, riesen große Wohnmobile. Also bleibt es bei der Ruhe.
Auf meine Wanderwege treffe ich selten auf Menschen,
was einerseits auch gut ist, sonst käme ich ja nie vorwärts. Trifft man hier
auf Jemanden, reicht nicht nur ein kurzer Gruß, nein, es muss auch immer ein
Schwätzchen folgen. Sollte es doch mal vorkommen (fast nie), dass man keine
oder nur ganz kurze Antwort auf einen Gruß bekommt, kann man mit hoher
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass es sich um französische Kanadier handelt. Von
Ausnahmen abgesehen und auch will ich niemanden auf dem Schlips treten, aber
die sind hier für uns sowas Ähnliches wie die Argentinier für den restlichen
Südamerikanern sind.
Aber wie gesagt sehr selten.
Meine Geschichte heute, habe ich auch ein paar
Passanten abgehört.
Ich machte mich auf den Spuren des alten Sägewerks und
lief entlang des „Whitefisch“ Sees, was nicht mehr erkennbar, aber mal
Eisenbahngleise waren.
Hier z.B. am Anfang des Sees über eine alte
Eisenbrücke, kommt doch tatsächlich ein kleines Boot angeschippert. Und
tatsächlich; als sie mich oben auf der Brücke stehen sahen, machten sie den
Motor aus um mit mir zu schwätzen und sich dafür zu bedanken, dass ich sie
fotografiert habe.
Dann sind sie weiter und ich setzte meinen „hike“
fort.
Ein paar Bilder am Whitefish lake entlang.
So hat es mal früher ausgesehen. Ein laufender
betrieb.
So sieht es heute aus. Alles was zurückblieb, ein
großer freier Platz mitten im Wald.
Erkennbar sind noch Reste von Holz.
Nicht zu übersehen; Rostroter Schrott der von der
Sonne angestrahlt in der grünen Umgebung aufleuchtet.
All das lässt erkennen, dass hier mal richtig was los
war und nicht immer so eine Stille herrschte.
Auch ich schwebte gedanklich hier auf den leeren Platz
in einer alten Zeit als urplötzlich zwei große Hunde auf mich zugeschossen
kamen. Ein Husky und junger weißer von Kopf bis Schwanz von Locken umgeben und
so groß wie ein Kalb! Uuuups… aber, da kamen auch schon zwei ältere Damen aus
dem Wald der gegenüber liegenden Seite, hinterher geschossen und laut nach den ungerhorsamen Hunden rufend.
Eigentlich waren es noch keine „ältere“ Damen, sie waren höchstens so alt wie
ich!
Hunde hier von der Leine zu lassen, kann evtl. mit ein
Nimmerwiedersehen des Hundes enden. So vermutete ich keine Touristen wie ich
Touristen z.B.
Bis zum ankommen der Damen, befand ich mich inzwischen
schon beim Hundestreicheln.
Die Damen entschuldigten sich mehrmals wegen des
freundlichen Überfalles der Hunde und schon kamen wir ins Gespräch (wie üblich
eben).
Die eine erzählte mir, dass sie von ihren Großeltern
ein kleines Cottage unten am Wasser geerbt hat und z.Z. dort Urlaub macht. Ganz
ohne Strom, fließend Wasser, oder sonstigen Luxus. Das Cottage stammt noch aus
der Zeit des Sägewerks und gehört zu den wenigen die noch so zu sagen in fast
Privatbesitz innerhalb des Parks bestehen.
Ich fragte nach dem Sägewerk und sie erzählte mir
darüber. Darunter eine kleine Geschichte aus ihrer Kindheit, die meine
Phantasie in dieser Zeit versetzte und hier, diesen leeren Platz erneut, in
Gedanken zumindest, zum Leben erweckte.
Ihre Geschichte:
„ich erinnere mich… als wir Kinder waren, haben meine Schwester und ich hier
bei unsere Großeltern in den Cottage unsere Ferien verbracht. Das Sägewerk
hatte Hochbetrieb, es wurde Tag und Nacht gearbeitet. Es waren viele Menschen
da, es war laut und viel Leben drum herum. Der Koch vom Sägewerk war ein ganz
lieber alter Mann der uns sehr mochte. So sind wir jeden Abend vom Cottage
ausgebüchst und heimlich zu ihm in die Küche des Sägewerks. Wir bekamen jeder
einen großen Becher Tee und frischgebackene Kekse. Anschließend durften wir mit
ihm die Bären füttern, die wie jeden Abend aus dem Wald kamen und die
Küchenabfälle verputzen.“
Ich fand die Geschichte sehr schön und musste an
Eigene aus meiner Kindheit denken.
Die Macht der Gewohnheit zwang mich zum Umschauen nach
einem kleinen Stück Holz. Einfach so, um es als Andenken mitzunehmen. Schon
stieß mein Blick auf den kleinen „auf mich warteten Flieger“ der vor mir lag. Klar,
der musste mit!
Herzliche Sonntagsgrüße und an allen kanadischen
Leser;
„Happy Thanksgiving“!
Happy Thanksgiving to you too Ela! Wieder wunderschoene Bilder, die Du fuer uns hast. Bei dem Kommentar mit den Francocanadiern musste ich grinsen, das kennen wir hier auch.
AntwortenLöschenGLG aus NB,
Sue
Happy Thanksgiving Ela und danke für den anschaulichen Bericht und die tollen Bilder! Natur pur- so wunderschön
AntwortenLöschenLG
Elma
Liebe Ela,
AntwortenLöschenich genieße so sehr deine tollen Berichte, die Fotos, etc...auch wenn ich´s schon öfters schrieb, ich bekomme einfach nicht genug...am liebsten würde ich mich in´s Flugzeug setzen und zu dir fliegen und die Welt dort mal genießen...einfach wundervoll...
Liebe Grüße
Birgit