Sonntag, 2. Juni 2013

Nur nicht aufregen!

Tief einatmen… ein…. aus, ein…. aus, ein…. aus…
Habe gerade die ersten 60 Quadrate für Jule und Jörgs Quilt, mit „Pilar“ Stoffe Made in Paraguay, zugeschnitten… alle einen Zentimeter zu klein… sch… sche… scheibenkleister!
Na ja, zum Glück habe ich noch genug Stoff und ein wenig Improvisation macht meist erst den wahren Künstler aus, oder?
Auf alle Fälle, erst mal liegenlassen und was anderes tun. Und was eignet sich besser, als endlich mal wieder zu bloggen?

Schöne Erinnerungen 
Die Jüngeren können es nicht wissen, aber es gab wirklich mal eine Zeit, da war das „Fliegen“ was ganz Besonderes… 
es war ein „Wow-Erlebnis“. Die Fluggäste machten sich chic. Frauen in hohen Absätzen vorzogen keine Miene trotz brennenden Schmerzs in den angeschwollenen Füßen.
Vom Flughafenpersonal und besonders der Board Crew wurde man verwöhnt als fließe nur blaues Blut in unsere Adern.
Es gab nicht nur richtiges Essen, Besteck und Stoffservietten.
In den Toiletten stand eine Vase mit einer Rose, 
daneben das unverzichtbare
Fläschchen mit 4711, echt Kölnisch Wasser!
…und…
es gab auch eine richtige Decke!
Eine Decke die weiter als bis zu den Knöcheln reichte, eine Decke bei der sich die Haare nicht statisch aufluden und sich in allen Richtungen streckten und knisterten…
…ach habe ich diese Zeiten geliebt. 
Und als hätte ich geahnt, dass diese Erlebnisse nicht in aller Ewigkeit andauern, nahm ich mir ein kleines
 Andenken mit. Das versteht ihr doch, oder?  
Da ich (relative) viel geflogen bin und später auch meine kleine Reiseagentur hatte, haben sich mit den Jahren die eine oder andere Decke angesammelt. Es gab auch Menschen, die hatten überhaupt kein Verständnis für mein außergewöhnliches Sammelhobby, nur interessant, dass ausgerechnet diese Menschen mir oft die schönsten abgeluchst haben. Jaja, Hauptsache nicht selbst „geklaut“!
Wie auch immer, mit meinen Umzug nach Kanada sind dann doch einige Sammelstücke in Deutschland vererbt geblieben und ein Teil kam mit. seither lagen sie im Schrank.
Neulich packte mich ein Rappel, einige davon zu einer großen Decke zusammenzunähen.
Hier liegen sie… und glaubt mir, 
es sind nicht nur Decken, es sind 
Erinnerungen
So viele Erlebnisse die mich noch heute zum schmunzeln bringen. Aber auch ein wenig Wehmut ist dabei. So ist z.B. das Grau/Gelb und Gelb der VARIG mit ihrem Symbol der Stern für alle Himmelsrichtungen. Wer in Südamerika kannte sie nicht, denn sie war nicht nur der Stolz der Brasilianer. Wir alle liebten diese Fluggesellschaft, die im Jahre 1927 von Ernst Otto Meyer gegründet wurde. Einen deutschen ausgezeichneten und hochdekorierten Pilot des 1. Weltkrieges, der 1921 nach Brasilien auswanderte.
Zwischen 1965 und 1990 war es die Nr. 1 Fluggesellschaft in Brasilien, doch kamen immer weitere Krisen, verkorkstes Management, etc. und ihr Sinkflug begann.
2007 wurde das was noch übrig war, von der der Gol für 320 Million Dollar übernommen.
So ganz genau kenne ich die Geschichte nicht, aber eine schöne Erinnerung an zahlreiche Flüge mit 
dieser tollen Gesellschaft.

 Immerhin war es die VARIG die mich zum 
allerersten mal Flügel verlieh.
Die Karodecken der IBERIA erinnern nicht nur an duzenden von Flügel, die spanische Gesellschaft war auch mein bester Partner als ich mein kleines Reisebüro führte. 
Die sandfarbene Decke der Emirates… ich erinnere mich an einen Flug von Südkorea nach Dubai. Die Maschine war voll ausgebucht und ich konnte nicht neben meinen Partner sitzen. Mein Nachbar wollte nicht den Sitz tauschen, obwohl er keinen Nachteil dadurch gehabt hätte.
Da er am Gang saß, war ich leider gezwungen, ihn ständig zu nerven um auf Toilette zu gehen. Schlimm nur, dass ich doch tatsächlich immer dann aufs Örtchen musste, wenn er gerade eingeschlafen war. Ich hatte aber auch sowas von einer schwachen Blase auf diesen Flug. Kann ich mir gar nicht erklären… aber was kann ich auch dafür,
dass es so ein sturer Hund war.
Als Trost spendierte uns der Chefsteward eine Flasche Wein in der 1. Klasse! 
Die Königsblaue Decke mit den feinen Rot und hellblauen Streifen der Holländischen KLM… wie könnte ich die vergessen… wie habe ich mich blamiert!
Eigentlich war es nicht im Flieger, 
sondern im Transferbus des Flughafens.
Ich hatte den Flug Detroit USA über 
Amsterdam nach Düsseldorf.
In USA war es total heiß. So heiß, dass ich auf der 4 Stunden Fahrt von Cincinnati nach Detroit im Auto mit meiner Tochter, nur eine Shorts und ein kleines Top trug. Jeans, Jacke, T-Shirt und BH packte ich im Rucksack ein um mich vor dem Flug in Detroit umzuziehen.
Als es soweit war, fand ich mein BH nicht… nix zu machen, er war nicht da! Na schön, da ich ja was dem betrifft, Gott sei Dank nicht mit der Erdanziehungskraft im Clinch stehe, reichten vorerst die Jeans und das T-Shirt vollkommen.
 Die Jacke brauchte ich evtl. in Europa.
Im Flieger verschüttete ich meinen gesamten Frühstückskaffee auf meine helle Jeans.
Beim Durchchecken viel seitkantig mein Laptop 
aufn großen Zeh…
…doch bekanntlich sind alle guten Dinge drei!
In Amsterdam wurden wir zum nächsten Flieger mit dem Transferbus transferiert und das bei einem nasskalten echt europäischen Wetter!
Der Bus füllte sich so langsam und es waren gefühlte saukalte Sommertemperaturen. Meine Jacke musste her! Irgendwie und durch erweitertes
Füllen des Rucksacks (die besagte Decke eben), klemmte die Jacke ganz arg unten im Rucksack, außerdem wollte ich ja nicht, dass die besagte Decke zum Vorschein kommt. Ich hielt den Rucksack fest am Boden und zog mit aller Gewalt meine klemmende Jacke von unten heraus 
durch die kleine Öffnung.
Juhu… ich hatte meine Jacke! Doch leider war in ihr der vermisste BH eingewickelt… ja, ihr ahnt es schon… mein BH fühlte sich durch seine Befreiung sowas von beflügelt, dass er vor lauter Freude mit einen kunstvollen Bogen durch den gesamten Gang des Busses schoss!

„Erdboden spalte dich und verschluck mich“, das war mein Gedanke und sehnlichster Wunsch des Augenblicks!
Die vielen Decken und die vielen Erinnerungen habe ich dann letztendlich vor ein paar Wochen an einem Wochenende zusammengebastelt.
 Und das meine Lieben, ist dabei herausgekommen;
ein Wohl fühl-kuschelig-weicher-Rag-Quilt!
 Eigentlich wäre das Teil an einem Tag fertig geworden, aber ich wollte unbedingt einen Flieger mit einarbeiten… war alles sehr kompliziert, dann kam ich drauf, dass ein „Papierflieger“ besser ist als gar keinen. Mann, mann, mann… hätt ich das mal nur gelassen, der Gedanke war so viel einfacher als es aus alten Decken umzusetzen!
So sieht die Decke jetzt im Ganzen aus.

Für die Rückseite habe ich dunkelroten Flanell genommen.
 Die Rückseite des Fliegers uni-grau Flanell.
Na dann, jetzt gehts mir besser und ich kann an an Schwetser und Schwiegerbruder's Quilt, 
mit neum und gelassenen Elan ran.
Ganz liebe Grüße!

8 Kommentare:

  1. Liebe Ela,
    ich musste schmunzeln. Schöne Erinnerungen.
    Tolle Decke!
    Einen guten Start in die neue Woche wünscht
    Irmi

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Ela, zunächst - schön wieder von Dir zu lesen....hab´Dich doch glatt vermisst. Dann aber diese Geschichten, dieses Quilts - nein - wie Du künstlerisch arbeitest...ach - wie gerne würde ich Dir meine Erinnerungen schicken und Du wärest bereit so einen Erinnerungs"deckenhimmel" daraus zu zaubern. Seitdem Du diesen Quilt aus den alten Kindersachen/Babystramplern u.ä. gefertigt hast, empfinde ich das als höchst anspruchsvolle Handarbeit, die ich so - in dieser Perfektion - mit dieser Nähkunst und mit diesem Gespür für genau den richtigen Farbton an der genau richtigen Stelle - noch nie vorher kennengelernt habe. Kompliment. Ich bin begeistert. Natürlich schreibt das jetzt meine Lappentopftippse mal in eigener Regie bzw. es sind ihre eigenen Gedanken.
    Eine gute neue Woche und bis bald wieder - hier geht es rund....der Umzug bzw. der Häusertausch steht unmittelbar bevor.....
    Wuff und LG
    Aiko und sein Frauchen Annemarie

    AntwortenLöschen
  3. Tolle Geschichten und eine wunderschoene Decke! Damals war es Dir bestimmt peinlich, aber schoen, dass Du die BH-Story trotzdem mit uns geteilt hat. Wer von uns hatte noch nie ein "ich moechte im Bodern versinken Erlebnis"?
    GLG und eine schoene Woche,
    Sue

    AntwortenLöschen
  4. Toll...toll...toll....♥ Danke dir liebe Ela für die wundervolle Erinnerungsreise und die Bilder dazu. So schön lebhaft geschrieben habe ich mir jede einzelne Erinnerung richtig bildlich vorstellen können. Toll auch dass du dir nun daraus so eine wundervolle Decke gemacht hast. Wirklich nicht nur ein Unikat sondern auch Erinnerungen die immer haften bleiben.

    Man könnte schon sagen: wenn diese Decke sprechen könnte^^

    Ich finde es jedenfalls echt klasse und nochmals ein Dankeschön dafür.


    Allerliebste, kuschelige Grüssle

    Nova

    AntwortenLöschen
  5. Ela- danke für den schönen Post- ich musste ja einige mal richtig schmunzeln
    Deine Decke ist super geworden- und mit ihr in der Hängematte kannst Du nun träumen + die Gedanken fliegen lassen
    Schönen Tag wünscht Dir
    elma

    AntwortenLöschen
  6. Die ist aber toll geworden und es ist wirklich eine tolle Erinnerungsdecke!
    Der Flieger sieht auch toll aus!!


    LG KaTe

    AntwortenLöschen
  7. hallo, liebe Ela
    deine Geschichte ist zum Schmunzeln! Du hast so einen wunderbaren Schreibstil!
    Deine Decke wird dich immer an deine vielen Flüge erinnern!

    wünsche dir einen guten Start in die neue Woche mit viel Sonnenschein und
    LG Regina

    AntwortenLöschen
  8. Deine Decken sehen ja fantastisch aus.Und mit dem Zuschneiden ist ja gemein. Und ich denke immer wenn ich etwas falsch zuschneide ,das passiert nur mir.Kann mir gar nicht vorstellen dass das dir als Profi auch passiert.
    Liebe Grüße Christa

    AntwortenLöschen