Samstag, 6. Februar 2010

Volunteers

Ob ich Euch verwöhnt habe? Ok, ich habe drüber nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich Euch nicht verwöhne. Meinen Blog brauche ich selber!
Für „Mein neues Leben in Canada“ musste ich mein altes aufgeben. Das bedeutet nicht nur gewohnte persönliche Sachen, gewohntes Umfeld, Arbeit und vor allem nahstehende Menschen. Es bedeutet immer auch ein Teil von sich selbst zurücklassen.
Bitte nicht falsch verstehen, das ist jetzt kein Ausheulen oder gar es zu bereuen.
Im Gegenteil, ich bin sehr froh in Kanada zu sein!
Trotzdem, ohne sich an dem Neuem „anzupassen“ geht es nun mal nicht. Wichtig ist nur, dass eine gewisse Balance bleibt. Genau diesen Ausgleich kann ich durch meinen Blog sehr gut ergänzen. Wenn ich schreibe und was ich schreibe, tue ich es so, als bin bei Euch und erzähle von einer Reise. Ich erlaube mir einfach so zu sein wie ich immer war und passe mich in diesem Moment nicht an. Komisch ist nur (ist mir so aufgefallen), dass ich noch nie in meinem Blog zurückgeschaut/geblättert habe. 158 Einträge und bestimmt weit über tausend Fotos, ich stelle sie ein und rufe sie nie wieder auf. Ich kann es auch nicht genau erklären warum. Habe ich Angst? Weil es nicht mehr das ist was es mal war? Oder das was mal war nicht mehr ist? Eigentlich normal, oder? Ich weis es nicht, es ist nun mal so.
(An alle die glauben einen Psychologen an ihnen verlorengegangen zu sein: „Lasst es sein! Ein wenig Chaos braucht doch jeder Mensch!)
An Themen fehlt es mir eigentlich nie. Dann kann schon eher mal der „falsche Moment“ an größeren Eintragslücken Schuld sein. Bisher musste ich nie überlegen was ich wohl eintragen kann. Ganz im Gegenteil, ständig fällt mir was ein, oder ich sehe was. Hin und wieder kommt es vor, dass ich in meine Fotoablage schaue. Auch das ist ein wenig chaotisch bei mir. Erst neulich sagte Sonja zu mir; „ich habe angefangen deine Fotodateien zu sortieren…“ na ja, ob das was nützt? Was ich weis, ist dass ich eine Datei habe die unter den Namen „Misch-Masch“, und so wie es der Namen schon sagt, kommt da alles rein was ich nicht „anders/richtig“ sortiere und auf später/immer verschiebe. Da finde ich Fotos die ich eigentlich schon lange im Block tun wollte. Nur ist es dann die falsche Saison oder sonst irgendwie unpassend.
Doch heute habe ich taufrische Fotos die ich erst gestern Abend gemacht habe und noch nicht im Misch-Masch untergebracht sind. Keine Landschaften oder sonstige Kuriositäten, aber passend zum Thema. Es geht um Menschen und was sie tun. (An dieser Stelle; ich bin ein sehr schlechter „Menschenfotograf“, bitte um Nachsicht.)
Kanada ist ein Land, in dem nichts ohne den „Freiwilligen“ geht. Egal ob in Vereine, auf Ausstellungen/Messen, oder im Dienste der humanitären Hilfe. Ich habe noch nie so viele gemeinnützige Vereine gesehen wie hier. Auch sind die Kanadier sehr Selbstlos und großzügige Spender. Über einem Beispiel werde ich jetzt berichten.
Gestern Abend waren wir in London zu einem Konzert im Centennial Hall. (Jetzt kommt aber nicht das übliche; „hier ist alles Größer“) Nein, die Halle ist nicht mit der H-M Schleier zu vergleichen… sondern um einiges kleiner. Als ich da oben saß, bin ich mal so die Sitzreihen, Blocks, und Stühle grob durchgegangen (Kopprechnen war schon immer ein stilles Hobby von mir) und kam auf ein Kapazitätsergebnis von ca. 1300 Sitzplätzen. Außerdem habe ich mir diese Mühe gemacht, damit Ihr eine Vorstellung habt. (Dank angenommen)
Das Konzert selbst ist auch nur Nebensache hier, aber Ihr sollt es trotzdem wissen. Wir haben Saison Karten für sechs Vorstellungen der Londoner Orchestra für „Jeans und Classics“. Jeden Monat ein anderes Thema. Gestern war das Thema: „Beach Boys“. Die spielen einfach phantastisch und haben immer super Stimmen dabei. Das kann sogar ich mit meinen „Schweinsohren“ beurteilen!
Nun kommt’s… um das Ganze überhaupt tragbar und möglich zu machen, ist man auch hier auf freiwillige Helfer angewiesen. Alles was hier arbeitet (außer das Orchestra), macht es freiwillig!
Angefangen auf dem Parkplatz. Die Parkgebühren einsammeln oder die Parkplätze zuweisen unabhängig vom eiskalten Wetter!
Den Besuchern die Türe aufhalten und freundlich begrüßen.
Die Eintrittskarten abreisen. Selbstverständlich mit Freude und Humor wird jede Tätigkeit ausgeübt. Und zum Konzert von den Beach Boys ist es selbstverständlich sich nach dem Motto ein wenig anzupassen und verkleiden. (Auch Humor haben die Kanadier)
Beim Verkauf der Lose. Jung und Alt – alle Freiwillig!
Beim Verkauf von Süßigkeiten und Souvenirs, alles für den guten Zweck.
Oder als Garderoben-Guru!
Natürlich habe ich wieder die Reporterin gespielt und ein wenig ausgefragt. Der Junge hier heißt John und ist 14 Jahre. Als ich ihm zu seinen Beweggründen befragte, meinte er; ich habe schon mein 40Stunden voll, aber jetzt mache ich es freiwillig weil es mir so Spaß macht. Meine Mutter und meine Großeltern machen es auch immer. Außerdem ist hier 40St. Sozialdienstleistung für alle Schüler Pflicht um ihren Schulabschluss zu erreichen. --Aha, in Deutschland ist das eher eine „Strafarbeit“ wenn man was ausgefressen hat.--
Die Dame daneben sagte, sie hat z.Z. drei freiwillige Verpflichtungen. Alles im Musikbereich, sie liebt Musik!
Ist das nicht schön? Alte Leute, anstatt rumzusitzen und meckern wie Sch… doch das Leben ist… und erst die Rente… und die Politiker… und überhaupt war früher alles besser…
Ist das nicht ein Beweis dafür, dass es auch anders geht? Warum nicht sozialer? Bedingungslos und ganz wichtig ist immer das, was den Kindern und Jugendlichen vorgelebt wird!
(Ich hoffe die „Angie“ liest diesen Beitrag!)
Liebe Grüße!!!

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