Gestern Nachmittag
saß ich meinen Glaskasten… das ist mein Aufenthaltsraum für drei Jahressaisons,
evtl. im Winter nur mit dicker Jacke. Zwei Seiten bestehen aus Glas. Es ist
herrlich hier rauszuschauen, von Westen, über Norden bis Osten… Natur pur, ich
freu mich schon auf Winter, wenn der Wald durchsichtig ist und Schnee liegt.
Hier Frühstücke
ich, gehe ins Internet, schreibe oder ruhe mich einfach nur aus. Also, gestern
saß ich hier und telefonierte mit Sonja, als wir von ständigen Gepiepse und
Vogelgeschrei unterbrochen wurden. Draußen vor der Tür saßen vier kleine
Vöglein, die um die Wette schrien. Sie piepten durcheinander und ich konnte
nicht verstehen was sie sagten… doch nach kurzer Beobachtung und hinhören, war
mir klar das sie nach ihre Mama, nach Futter und vertrauter Nestgeborgenheit
riefen.
Ich holte meine
Kamera und ging raus. Sie teilten sich, starteten die ersten Flugversuche und
erreichten sogar die unteren Äste, das Fenster und einer flog aufs Dach. Doch
alle hielten einen piependen geschwisterlichen Kontakt miteinander. Es war
schwer sie zusammen auf einem Bild zu bekommen.
Weit und breit keine
Spur eines Elternteils. Immer wieder kamen sie zurück und versammelten sich vor
der Tür. An der Wand entlang fanden sie ab und zu die eine oder andere Mücke
und Spinne. Der Hunger war nicht zu übersehen.
Ich habe sie
ständig beobachtet und darauf geachtet, dass ja keine Katz oder sonstiger
Räuber sie holt.
Vögel sind ja in der
Hinsicht sau dumm… umso brennslicher ihre Situation, umso lauter machen sie auf
sich aufmerksam, anstatt den Schnabel zu halten…
Es wurde Abend und
immer wieder kehrten meine fast Pflegekinder zu meiner Tür zurück. Hier am und
unterm Holzabtritt fühlten sie sich wahrscheinlich sicher. Hin und wieder schauten
sie zu mir hoch und piepsten mich herzzerreisend an.
Erst als es total
dunkel war, wurde es langsam weniger, bis es endlich ganz still war. Hier
sitzen sie und kuscheln sich gegenseitig Wärme und Trost zu.
Heute am Morgen, als
ich aufwachte und nachsah, waren sie alle weg und hören konnte ich den ganzen
Tag auch nichts. Da ihr Schlafplatz und nähere Umgebung von Federn frei war,
ging ich davon aus, dass sie von Nachtjägern verschont geblieben sind und bei Tagesgrauen, mit neuen
Kräften davongeflogen.
Und wieder einen
herzlichen Gruß aus unserm Moskito Wildlife Park!
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Das habe ich Vorgestern geschrieben, konnte es nicht
posten, weil BELL mal wieder gezickt hat.
Gestern, nachdem sich die Moskitoplage (tagsüber) ein
klein wenig gelegt hat, bin ich voll eingesprüht… versteht sich, endlich in den
Garten um die nötigsten Arbeiten zu erledigen.
Unter anderem auch hinterm Haus, vor der Tür meines
Glaskastens. Als das Fußabtreterholzgestell hochhob, ist mir negativ ganz
anders geworden. Die kleinen, armen unschuldigen Vöglein haben es nicht
geschafft. Alle vier lagen tot unter dem Holzgestell.
Wie konnte ich nur?! Wieso habe ich sie nicht
reingebracht und versucht sie mit was zu füttern? Vielleicht hätten sie
überlebt. Ich mach mir so viele Vorwürfe!
Ich hätte erkennen sollen, dass sie halb verhungert
waren. Sie sind sicher schon ein paar Tage im Wald umhergeirrt und wussten
nicht wie sie Nahrung zu sich nehmen können. Sie kamen zu mir und ich war zu
beschäftigt sie zu fotografieren anstatt sie zu retten. Sie konnten zwar schon
kurze Strecken fliegen, aber sich noch nicht selbst versorgen.
Ich war zu doof es zu erkennen, obwohl dieser Blick es
mir deutlich sagte!
Es ist mir schon klar, dass die Natur ihre eigenen
Gesetze hat, die ganz schön hart und unfair sein können, aber, aber, aber…
Ich wünsch euch trotzdem ein schönes Wochenende und
ich habe wieder eine Verabredung mit meinem treusten Freund „Andy“ , dessen
Nachname „Arbeit“ lautet.