Heute erzähle und zeige ich Euch ein wenig von
der
Geschichte der Guaraní Indianer in Paraguay.
Dieses Missionsdorf liegt in Obligado, im
Südosten Paraguays. Als wir es besuchten, war es zwar ein sehr heißer Tag, aber
leider bewölkt, dem entsprechend sind die Bilder leider nicht in bester Qualität,
es fehlt ganz einfach der schöne blaue Himmel.
Die ehemaligen Guaraní-Missionsdörfer
(bekannter als „Jesuitenreduktionen“) in Paraguay, waren wohl die bekanntesten
in Amerika.
Ihren Mitgliedern ist es
mit der Predigt und Lehre gelungen, in kurzer Zeit einen außerordentlichen Ruhm
zu erlangen.
Ihr Aktionsradius
erstreckte sich über das südliche Gebiet Paraguays, Nordost-Argentinien, den
Süden Brasiliens und Uruguay.
Was war der Zweck des
Ganzen?
Ziel waren vor allem die christliche
Missionierung sowie der Schutz vor Übergriffen von Sklavenjäger und vor
Ausbeutung durch die weiße Oberschicht. Mit den Jesuitenreduktionen schufen sie
die ersten Indianerreservate Amerikas.
Die aktive Zeit der
Jesuiten in Südamerika,
erstreckt sich zwischen 1588 und 1767.
Die ersten
Missionsdörfer in Paraguay
entstanden im Jahre 1609.
Obwohl es in der
Umgebung 30 Jesuitendörfer gegründet wurden, berichte ich heute nur von einem:
„Santísima
Trinidad“.
Diese Siedlung wurde
erst im Jahre 1706 gegründet, war aber eine der Bedeutendsten und vor allem, sie
behielt ihren Standort während andere Ihresgleichen sehr oft gezwungen waren
ihren Standort, wegen unzumutbaren Überfällen,
zu wechseln.
Portugiesische Sklavenjäger, die so genannten Bandeirantes oder Paulistas,
überfielen immer häufiger die Reduktionen. Die Indianer in den Reduktionen
waren besser ausgebildet und konnten entsprechend teurer auf den Sklavenmärkten
verkauft werden. Man geht davon aus, dass etwa 60.000 Indianer von den
Sklavenjägern verschleppt wurden.
Später wurden die
Indianer, trotz starkem Wiederspruch der Jesuitenpater, bewaffnet und bekamen
eine gewisse Ausbildung, sich gegen Angriffe zu währen.
Diese geschützten Siedlungen durften nur durch Guaraní sowie die Jesuiten
und geladene Gäste betreten werden.
Eine Dorfgemeinschaft bestand von bis zu
10.000 Guaraní Indianern.
Sie unterstanden nicht der Rechtsprechung der Kolonialregierung, sondern
waren nur der spanischen Krone (formal) unterworfen. Spanische Kolonisten
durften die Reduktionen nicht betreten und auch keine Indianer zur Zwangsarbeit
zwingen.
(Untem im Bild sitze ich und erzähle "feiwillig" über das Wichtigste.)
Die Anlage einer jeden Reduktion erfolgte nach einem
festen Muster. Eine Kirche mit Pfarrhaus. Vor der Kirche wurde einen freien
Platz gelassen, in dessen Mitte eine Statue des oder der Schutzheiligen des
Dorfes aufgestellt wurde. Verwaltungsgebäude und Hauptplatz bildeten das
Zentrum. An den drei freien Seiten des Hauptplatzes erstreckten sich die langen
Wohnhäuser der Indianer. Die Schule, Werkstätte, Warenlager und Molkerei.
(Gegenüber im Hintergrund die ehemalige Kirche)
Jede Reduktion hatte einen Stadtrat (cabildo),
dieser bestand aus zwei Bürgermeistern (alcaldes) und vier Ratsherren (regidores).
Der Stadtrat wurde einmal im Jahr gewählt. Die geistliche Leitung blieb allerdings
bei dem Jesuitenpater, die eine patriarchale Herrschaft in den Reduktionen
ausübten.
(Auch wenn ein wenig "Kopflos", zeigt der Ort sehr viel Kunst.)
Das Land war zum größten Teil Gemeindeland, aber es
gab auch kleine Parzellen für Familien. Die Indianer mussten in der Regel zwei
bis drei Tage in der Woche arbeiten. Die Ernte wurde in großen Gemeindehäusern
eingelagert, ein Teil der Ernte musste an die spanische Krone abgegeben werden.
Die spanischen Kolonialbehörden förderten oft die Anlage von Reduktionen in der
Hoffnung, aufständische Indianerstämme langsam zu integrieren. Die Reduktionen
drangen immer weiter in den Süden Paraguays und in den südlichen Chaco vor,
selbst bis in die argentinischen Provinz Misiones.
Dank den Jesuiten, besitzen wir in der heutigen Zeit
eine Niederschrift der Guaraní Sprache.
Schon im Jahre 1705 gründeten die
Priester eine Druckerei. Es handelte sich um eine sogenannte Wanderdruckerei, in
welcher viele Bücher, Partituren, Kalender und astronomische Tafeln gedruckt
wurden.
Heute ist Guaraní die zweite offizielle Amtssprache des
Landes und ist zum Schulpflichtfach geworden. Zu meiner Schulzeit war diese
Sprache leider noch sehr verpönt… es war die Sprache der Indianer.
(Die Steinhauerkunst ist wirklich sehr detaliert und einfach wunderschön.)
Das wirtschaftliche und politische Wachstum der Missionsdörfer
irritierte die Regierung und es wurden viele Versuche unternommen um sie den
spanischen Behörden zu unterwerfen. Wachsende Konflikte zwischen Kolonialbehörden
und Großgrundbesitzern, so wie die zunehmende Entmachtung der Jesuiten in ganz
Europa, führten im Jahre 1767 auf Befehl des damaligen spanischen König Carlos
III zur Vertreibung der Jesuiten aus den spanischen Gebieten Lateinamerikas und
zur Aufhebung der Jesuitenreduktionen.
(Die ehemaligen indianerhäuser.)
Im Jahre 1993 wurde Santísima Trinidad und das
Nachbarsmissionsdorf Jesús von der UNESCO zum UNIVERSELLEN KULTURERBE DER
MENSCHHEIT (Weltkulturerbe) ernannt.
(Das Taufbecken)
(Hier wurde bestimmt so manche Predigt gehalten.)
(Im Nebenbereich des Altars)
Der Altar
Der Altar und Undererdische Eingang
(Viele Teile sind noch nicht restauriert und stapeln sich im Museum...
...bzw. draußen.)
Der Gemüsegarten
Die Mauern waren extrem breit und Schutzorientiert gebaut.
Ein weiterer freier Platz
Indianerhäuser
Der Turm
Teil des Platzes im Zentrum des Dorfes
Hier sind Ruinen zu sehen, Indianer die dringen Schutz und Hilfe brauchen, gibt es leider heute noch. Dazu ein weiterer Bericht zu einem späteren Zeitpunkt.
Danke fürs Reinschauen und herzliche Grüße!