Heute geht
mein Stohwittwendasein zu Ende und ich frag mich wo die Zeit wohl geblieben
ist. Ihr fragt euch eher, was hat sie alles in den 17 Tagen gemacht.
Eigentlich
habe ich mich mit Dinge beschäftigt, womit ich mich eigentlich nicht
beschäftigen wollte, bzw., unangenehm aber notwendig. Es gab auch ein paar
schöne und zufriedenstellende Momente.
Am Tag als
Kurt abflog, wurde mein Zahn gezogen. Das war eigentlich körperlich gesehen,
nicht schlimm. Die Tatsache, dass ich durch diesen ... Hund die gesamte Brücke
mit fünf Zähnen verlor, macht mir zu schaffen. Das war wohl auch der Grund, warum
ich im Auto auf den Heimweg in Tränen ausgebrochen bin.
Bin aber
nicht von Süppchen- und Brei- Ernährung abhängig… der Zahndoc hat mit ein Provisorium
mitgegeben… das Teil ist weniger zum beißen gedacht, eher zum schaukeln. Oder,
glaube ich das nur weil ich mir schon immer einen Schaukelstuhl gewünscht habe?
(Klein fängt man anJ)
Außer jeden Tag zur
Arbeit, habe ich weitere lästige Aufgaben erledigt, wie z.B. Teppiche
schrubben, Polstermöbel schamponieren, Küchenschränke ausgemistet und geputzt, die
weit her geholten (geklauten) Gehwegsteine eingebettet und Gras gesät (es sieht
super aus), jede Menge Unkraut aus dem Gemüsegarten gerupft, (das Zeug wächst
hier wie im Treibhaus)...
Blumen
gepflanzt um sie am nächsten Tag ausgegraben neben das Loch zu finden. (Sch…
Waschbären, Stinktiere, Eichhörnchen und Co.!),
dann wurde
noch Kurts Kater krank und ich musste erst zum Notdienst mit ihm, dann zu
seinem Tierarzt. Er musste in der Klinik bleiben und künstlich ernährt werden…
dann wieder abholen und weiterhin zum fressen (zwingen) ermuntern… es lief echt
Bunt in den 2½ Wochen.
Da war es
eine echte „Seelen recovery“ mit meiner Freundin kurz rüber nach USA ein wenig
shoppen.
Ich habe
nicht viel gekauft, aber ein paar super leichte Fähnchen für meinen Urlaub nach
S-Amerika.
Der vergangene
Montag war hier in der Provinz ein Feiertag. Hier werden die (Feste) Feiertage
nicht gefeiert wie sie fallen… sie werden immer auf den nahsten Montag geschoben.
Außer Weihnachten und Neujahr natürlich. Diese Idee finde ich sehr gut, man hat
immer ein langes Wochenende.
Hatte ich
in diesem Sinne aber nicht, doch am Montagnachmittag waren dann meine Freundin
und ihr Mann hier.
Hier wird im Sommer (das
Wetter ist ja immer zu ideal dafür) gegrillt. „Corn on the cob“ gehört
traditionell dazu.
Doch ich
habe die schönen mir zur Verfügung stehenden Maiskolben zu einer leckeren Chipá-guazú
(paraguayisch) verwandelt. Meine Güte war das lecker und die Kanadier
begeistert! Dann machte ich den Fehler und bot meiner Freundin eine Caipirinha
an… jetzt muss ich ihr unbedingt eine Flasche "Aguardente de Cana" aus Brasilien
mitbringen!
Es war ein
wunderschöner Nachmittag und Abend!
Am Dienstag
war mein erster „woanders-arbeiten-Tag“ frei. Ich entschloss mich, das zu tun
was ich am liebsten mache und schon seit vielen Monaten nicht mehr dazu
gekommen bin; Wandern!
Meine
Wanderschuh, Hüftrucksack fürs Nötigste, Mütze, Stöcke und los ging‘s.
Ich entschloss
mich für den Komoka Provincial Park ganz in der Nähe, außerhalb London am Ufer
von der Themse. Ich bin nicht ga-ga… Auch hier in Kanada gibt es ein London…
und wenn durch ein London ein Fluss fließt, muss der ja wohl „Thames“ heißen!
Ach du
liebes Bisschen, war ich entusiasmiertmäßig aufgeregt! Ich vergaß sogar die
Stöcke im Auto!
An diese
Stelle hier, war vor 13.000 Jahre (ich war nicht dabei) das große glasier Delta
zum Erie See.
Es ging
wieder über Stock, Wurzeln und Steine, immer höher denn das Flussbett liegt
sehr tief.
Eine herrliche Aussicht!
Als ich so
darum lief, genoss und fotografierte, mein Akku frischen Saft tankte, nette Menschen,
viele Hunde und „Möchtegernhunde“ (die Sorte auf die schneller draufgetreten ist als gesehen sind), begegnet bin, schaltete sich plötzlich das nicht zu
vermeidende Alarm zu müssen ein! Das ist dann immer so ein Moment wo ich die
Männer sowas von beneide, bzw. ich frage; „lieber Gott, ist dir dazu wirklich
nichts Besseres eingefallen?“ Ok, auf den Camino musste ich auch wenn ich
musste, aber das ist hier nicht der Camino und das hier ist Kanada.
Vielleicht
ist es dann der zunehmende Druck auf der Blase, aber dann fängt immer meine
Phantasie an sich das alles Bildlich vorzustellen was in meinem Körper dabei
abgeht.
Besonders der
Unterschied zwischen Mann und
Frau und ohne Klo in absehbarer Reichweite.
Alarm beim
Mann:
Kleine Zelle von Blase jagt hoch zum Hirn und
schreit „Pulleralarm!“
Verwaltungszelle im Hirn nimmt es war, legt Zeitung
beiseite, gibt Information an drei Zellen weiter. Die Erste ist fürs wahrnehmen
des ersten Baumes zuständig. Die Zweite fürs öffnen und Schließen des Hosenladens und die Dritte fürs Ech…mmm.
Fall
erledigt!
Alarm bei
einer Frau:
Kleine Zelle von Blase jagt hoch zum Hirn und
schreit „Pipialarm“!
Verwaltungsstelle im Hirn schmeißt ihre
gegenwärtige Arbeit hin und Schreit die Meldung den Hirnflur hinunter. Sofort öffnen
sich unzählige Hirn-Office-Türchen und die unterschiedlichsten Bereichzuständigkeitszellen
irren schreiend wie aufgescheuchte
Hühner im Stall herum.
Zellen die die für das richtige Örtchen
zuständig sind.
Für die geeignete Sichtsicherheit.
Es wird diskutiert und
wieder diskutiert!
Dann kommt die Alarmzelle von der Blase wieder
hochgerannt und kündigt verstärktem Druck in der Unteretage!
Während dessen wird in der Scheffzellenetage kräftig
weiter debattiert. Inzwischen wurden viele weitere Zellen zur besseren Koordination
herbeigerufen.
Baum zu dünn… Gebüsch zu undicht… Jogger in Sicht…
Hund kläfft… gefährlicher Abhang…
Die Sinneszellen werden zu besonderen
Scharfsinn ermahnt…
Nicht nur
Minuten, auch weiter hunderte Meter verstreichen.
Fast außer Atem erreicht die Blasenalarmzelle
zum wiederholtesten Mal die Headoffice und kündigt ein bald nicht mehr
aufzuhaltender Dammbruch an!
Es wird
knapp!
Entscheidungszellen müssen sich entscheiden
und Befehle weitergeben! Jetzt oder nie!
Angstzellen beordern Schweißzellen zum Ausbruch!
Alles muss ganz schnell gehen… alle Zellen
können nicht gleichzeitig, es herrscht eh schon Chaos… Hose runter, Slip runter,
die wackeligen Knie beugen, Augen, Ohren und weitere Antennen ausfahren!
Dann AUA…
was soll denn das? Ok, sie sehen aus wie Brennnessel sie brennen wie
Brennnessel aber das kann doch nicht sein, Kurt hat mir damals gesagt, es gibt
keine Brennnessel in Kanada!
Dann die
Erlösung! Was für ein Gefühl! Endlich geschafft!
Wenn es
dann bloß nicht (im wahrsten Sinne des Wortes) was „schiefgelaufen“ währe!
Oh Gott! Das
kann doch nicht wahr sein! Die „Hose-weitgenug-runterziehen-Zuständichkeitszelle“
hat geschlampt! (Das gibt eine Abmahnung!)
Alle Zellen zuständig fürs Wahrnehmen
sämtliche menschliche Wesen die hinter mir sind und mich einholen, mussten eine
Sonderschicht einlegen. So konnten die „Ela, dreh-deinen-Rücken-schnell-zum-Wald
und grüße-freundlich-Zellen“ rechtzeitig agieren.
Mir wurde
dann alles zu dumm, ich beschloss runter zum Ufer der Themse, meine
mitgebrachte Chipá-Guazú zu genießen und meinen überaktiven Zellen einen
Kurzurlaub zu gönnen!
Ein
schönes Wochenende und liebe Grüße!