Nein, ich habe nicht im Stall übernachtet… und nochmal nein, der Engel hatte mir auch nichts zu sagen.
Doch so und nicht anders, kommt man doch auf die eine oder andere Deutung. Dahinter wiederum, steckt nur der Glaube; Was will ich glauben, was sollen Andere glauben?
Ich kann mir doch so vieles darunter vorstellen. Es könnte mir so viel sagen, Hinweise geben, mein ganzes Leben könnte plötzlich Kopfstehen!
Ich muss doch nur daran glauben!
Nehmen wir doch beispielsweise die gleiche Situation, den gleichen Pilz, doch zu einer anderen Zeit. Ein halbes Jahrtausend zurück… z.B.
Keine Kamera, kein Internet, geschweige weder eine Möglichkeit etwas zu beweisen oder wiederlegen. Doch mit meiner eigenen Überzeugung, „mir ist ein Engel erschienen“ kehre ich mit meinen gesammelten Heilkräutern und Wurzeln (um das Märchen ein wenig Echtheit zu verschaffen) aus dem Walde zurück. Mein ganzer Körper zittert vor Aufregung… das Dorf noch nicht erreicht, verkünden meine Schreie und Atemlosigkeit über das eben erlebte Wunder… Menschen rennen herbei und bekreuzigen sich, andere heben nahbeiliegende Steine auf und drohen sie nach mir zu werfen.
Ja, zur damaligen Zeit ging sowas sehr schnell. Entweder wäre ich eine sogenannte Halbheilige und ginge in der Geschichte… ok, vielleicht auch nicht in der niedergeschriebenen Geschichte ein… Oder, und vermutlich eher, ich hätte meinen ganz persönlicher und wahrhaftig heißer Logenplatz zur Betrachtung des allerletzten Sonnenuntergangs meines Lebens, und zwar auf dem Scheiterhaufen.
Sein wir ehrlich, insgeheim hinterfragen wir uns oft, wie so manch eine Sage, Erscheinung, Wunder, bis hin zum festen Glauben daran, entstehen konnte. Warum geschehen denn heuer kaum noch solche „Wunder“? Ich will ja nicht unter meinem Niveau kriechen und folkloristisch werden, aber Fakt ist doch; früher war es wesentlich leichter Menschen zu verarschen. Wir sollten aber auch nicht außer Acht lassen, das daaaaaaaaaaaaamals… Menschen sowas auch brauchten. Der Glaube… und zwar der zweifelslose Glaube, spielte eine große Rolle. In welcher Richtung auch immer dieser ging, sprang man hinterher als sei es der letzte Zug im Leben.
Ohne Glauben können wir nicht leben. Auch wenn ein wenig rund- und abgeschliffen, für die heutige Zeit angepasst und modernisiert (bei den meisten Völker zumindest) ist er heute genauso gegenwärtig wie früher. Sei es aus tiefster Überzeugung, oder Saison bedingt aus Zufällen (meist Traurige Situationen), die leider oft nur zum Aufpolieren des eigenen Egos dienen. Aus Gewohnheit oder Erziehung, aus Dummheit oder aus Pflicht. Glaube kann was Wunderbares sein und so viel Gutes tun, so kann aber auch der Glaube zur Waffe werden und sehr viel zerstören. Doch letztendlich ist Glaube Macht. Es gab ihn immer und es wird ihn immer geben.
Menschen sind sehr unterschiedlich (Gott sei Dank ist das so), in wie weit sie mit ihren Glauben gehen, liegt womöglich daran, an wie weit sie sich selbst überzeugen können. Wer einen Floh besitzt und selbst fest davon überzeugt ist es sei ein Elefant, kann er „seinen Floh“ auch genauso glaubwürdig als „Elefant“ verkaufen. Wir wollen zu gerne glauben, auch wenn wir wissen, dass es nur ein Floh ist, glauben wir an dem Elefanten. Also doch, wir Menschen lassen uns heute noch verarschen (ups, mein nicht zu hoch aufgebautes Niveau, sank gerade wieder um eine Stufe…), da können auch Jahrhunderte nichts daran ändern. Wir lassen uns verarschen, weil wir Angst haben als dumm da zu stehen, weil wir Angst haben nicht dazu zu gehören!
Wie herrlich und genial fand ich immer das Märchen von Hans Christian Andersen „Des Kaisers neue Kleider“.
Zurück zu „meinem Engel“… oder, war es eine kleine Wald Fee? Ach glauben wir dem Foto; zurück zum halb amputierten Pilz im Wald… ich fand ihn wirklich so, beim wandern im Pinery Provincial Park. Doch meine Aufmerksamkeit und die Linse der Kamera, galten für einem Moment nur den kleinen Pilz.
Erstens: Soll ich jetzt einen Wallfahrtsort daraus machen weil mir dort ein Engel erschienen ist? Soll in einem halben Jahr der Park nicht mehr nach den Pinery sondern nach Weihrauch riechen? Also Tacheles; Dieser Park ist seit ich hier meine Heimat gefunden habe, auch mein Lieblingspark = Wallfahrtsort… ich renn ja eh schon immer hin. Also, das wäre schon mal geklärt!
Zweitens: Bei dem gleichen und selben Spaziergang, sah ich ein Schild in dem gleichen und selben Wald, da wurde darauf hingewiesen, dass der Park Freiwillige für seine Projekte sucht. (Kanada großes Erfolgsrezept ist die Angewiesenheit auf Freiwillige für alles und überall.) Also, ich dachte so… „Ela, du bist so gerne hier im Park, du liebst diesen Park, du liebst den Strand, den See, alles… fühlst dich ein wenig wie eine Königin, da kannst du doch auch was für den Park tun. Anstatt nur dumm rumlaufen, dumm baden, dumm rumliegen, dumm etc., kannst du dich doch auch an Projekten beteiligen und was sinnvolles tun“.
So sind z.B. die damals in 1960 unwissend und irrtümlich gepflanzten Pines wieder nach und nach auszurotten, bevor diese, diese einzigartige und seltene Oak-Savannah zerstören.
Oder im Oktober läuft ein Projekt für die Erhaltung einer ganz seltenen und vom Aussterben bedrohten Schildkröte.
Es gibt dort so viel zu tun. Ich werde mit anpacken!
Also bin ich zum Besucher Zentrum des Parks um mich als Helfer des Parks einzutragen.
Jetzt könnte ich an dieser Stelle fest behaupten, dass es eine direkte Eingebung des erschienen Engels war… nein, das war es nicht. Diese Eingebung habe ich dem Schild zu verdanken und ich weiß auch nicht mehr genau, ob ich den Engel vor meiner plötzlichen Entscheidung sah, oder danach.
Doch auf diese Art und Weise, könnte ich es glauben und es ganz überzeugt weitergeben. Ich tu es aber nicht!
Es war nur ein halbamputierter Pilz!
In diesem Sinne… und mit einem lieben Gruß verabschiede ich mich für heute.