Montag, 8. Oktober 2012

Aussichten vom Centennial Trail

Unsere Provinz Ontario, ist mit seinen 917,741Km² ein wenig größer als Deutschland und Frankreich zusammen. Trotzdem haben wir so gut wie keine Berge… ok, aus Norddeutscher Sicht bestimmt! Doch schon ein paar 100 Km weiter südlich, lacht sich der Bayer kaputt, wenn er hört, dass unser höchster Berg der Ishpatina, 83Km nördlich von Sudbury, gerade mal 693Mtr in den Himmel sticht! 
Daher auch unser Wettereinfluss, im Winter Kalt und Sommer heiß. Doch mein Bericht heute handelt nicht um Wetter und auch nicht von Geographie… nur so ein wenig am Rande, als Beispiel um euer Vorstellungsvermögen zu unterstützen.
Es geht weiterhin um den Algonquin Park und meinen Centennial Wanderausflug. Auch wie schon vorher erwähnt, war das Wetter nicht so besonders und es wurde ziemlich kalt beim campen. Ich hatte meine Jacke vergessen, was wieder ein Vorteil war, denn Kurt konnte mich nicht leiden sehen und musste mir eine Neue kaufen… hihi.
10,5Km Rundwanderung, beschrieben mit schwierigkeitsstufe 3 und eine Wanderzeit von mindestens 6 Stunden. Ich musste lachen, 10,5 Km und dazu 6 St.? 
Ha, ha… ich sagte noch zu Kurt; hol mich in 4 St. Ab. (hinterher war ich schlauer!)
Regen war angesagt, aber auch unser letzter Tag. Was sollte denn schon passieren? Ich hatte eine neue Vliesjacke und ein Regencape! Also bin ich los!
Es hat keine 200Mtr Wandern gedauert, da fing ich schon an zu begreifen… es war ein sehr, sehr ansträngender Wanderweg, immer wieder steil bergauf, steil bergab und führte zu mitunter, eins der höchsten Berge in Algonquin.
Ganze 590Mtr!
Nur schade, dass die Herbstfarben noch nicht in voller Pracht war.
Ich war allein, wusste nur, dass vor mir zwei sehr geübte Wanderpaare waren. Hinter mir ein junges Paar mit einem noch jüngeren Hund. Immerhin aus Sichtweite und normale lautstarke Hörweite. Das war irgendwie beruhigend, obwohl ich ja immer sehr gerne alleine bin.
Leider sind die Fotos nicht so schön wie bei blauen Himmel, denn es regnete immer wieder zwischendurch, aber es hat sich sowas von gelohnt!
Hier meine Bilder von verschiedenen Aussichtspunkten.
 (Canadian maple leafs after the rain.)

 Mein ertser Ausblick... wow! Unten der Whitefish Lake.





 Auch mal wieder unten...
 ...und gleich wieder hoch!



 Die nächsten drei Bilder zeigen den Wanderweg.
 Ungeschütze Hänge und jeder ist für sich verantwortlich.
 Wanderweg durch den Wald. Sehr gut markiert!


 Nochmal unten...

 Ein Bieberdamm.



 Und wieder ganz oben! Hier habe ich kurz Rast gemacht und die aussicht voll genossen.
Liebe Grüße!

Sonntag, 7. Oktober 2012

Das ehemalige Sägewerk

Wer die Stille und Einsamkeit zu schätzen weiß, ab und zu die Seele von der Leine lassen und sich prächtig erholen möchte, ist hier in Kanada genau richtig. Ok, wir haben auch Städte und Orte an denen es nicht so Ruhig ist, aber ich gehe jetzt mal von mir aus und ich suche immer wieder die große Freiheit in der großen (halb) Wildnis dieses Landes. Und garantiert; die finde ich hier!
So geht es auch heute (endlich) weiter mit meinen Algonquin Bericht.
Hier im Park gibt es diese Stille. Weit über 200 Zugvögel sind schon in Richtung Süden zum überwintern gedüst und hinterlassen nichts als eine zwitschernde Stille.
Das erste Foto war am Strand unseres Camps. Es war kein großer Platz, nur 72 Plätze und fast alle belegt. Doch da die Schulferien beendet waren, kamen fast nur Senioren mit ihren riesen, riesen Campingbusse und riesen, riesen große Wohnmobile. Also bleibt es bei der Ruhe.
 Manchmal schon ein wenig unheimlich wie still es auf eine Wanderung ist. Nur die Eichhörnchen und Streifenhörnchen hört man im Laub rascheln. So auch eines Abends bei Einbruch der Dunkelheit hier am Strand, machte ich einen „Verdauungsspaziergang“. Es war sehr kühl geworden und ich war mit einer schnatternden Scharr Gänse ganz allein. Es war so still, dass beim ersten lautstarken Erfolg meines bezweckten Spaziergangs, alle Gänse aufschraken und in die schon fast Dunkelheit hineinflogen… nur weg von mir.

 Auf meine Wanderwege treffe ich selten auf Menschen, was einerseits auch gut ist, sonst käme ich ja nie vorwärts. Trifft man hier auf Jemanden, reicht nicht nur ein kurzer Gruß, nein, es muss auch immer ein Schwätzchen folgen. Sollte es doch mal vorkommen (fast nie), dass man keine oder nur ganz kurze Antwort auf einen Gruß bekommt, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass es sich um französische Kanadier handelt. Von Ausnahmen abgesehen und auch will ich niemanden auf dem Schlips treten, aber die sind hier für uns sowas Ähnliches wie die Argentinier für den restlichen Südamerikanern sind.
Aber wie gesagt sehr selten.
Meine Geschichte heute, habe ich auch ein paar Passanten abgehört.
Ich machte mich auf den Spuren des alten Sägewerks und lief entlang des „Whitefisch“ Sees, was nicht mehr erkennbar, aber mal Eisenbahngleise waren.
Hier z.B. am Anfang des Sees über eine alte Eisenbrücke, kommt doch tatsächlich ein kleines Boot angeschippert. Und tatsächlich; als sie mich oben auf der Brücke stehen sahen, machten sie den Motor aus um mit mir zu schwätzen und sich dafür zu bedanken, dass ich sie fotografiert habe. 
 Dann sind sie weiter und ich setzte meinen „hike“ fort.
 Ein paar Bilder am Whitefish lake entlang.





So hat es mal früher ausgesehen. Ein laufender betrieb.



So sieht es heute aus. Alles was zurückblieb, ein großer freier Platz mitten im Wald.
Erkennbar sind noch Reste von Holz.



 Nicht zu übersehen; Rostroter Schrott der von der Sonne angestrahlt in der grünen Umgebung aufleuchtet.
 



 All das lässt erkennen, dass hier mal richtig was los war und nicht immer so eine Stille herrschte.
Auch ich schwebte gedanklich hier auf den leeren Platz in einer alten Zeit als urplötzlich zwei große Hunde auf mich zugeschossen kamen. Ein Husky und junger weißer von Kopf bis Schwanz von Locken umgeben und so groß wie ein Kalb! Uuuups… aber, da kamen auch schon zwei ältere Damen aus dem Wald der gegenüber liegenden Seite, hinterher geschossen und laut nach den ungerhorsamen Hunden rufend. Eigentlich waren es noch keine „ältere“ Damen, sie waren höchstens so alt wie ich!
Hunde hier von der Leine zu lassen, kann evtl. mit ein Nimmerwiedersehen des Hundes enden. So vermutete ich keine Touristen wie ich Touristen z.B.
Bis zum ankommen der Damen, befand ich mich inzwischen schon beim Hundestreicheln.
Die Damen entschuldigten sich mehrmals wegen des freundlichen Überfalles der Hunde und schon kamen wir ins Gespräch (wie üblich eben).
Die eine erzählte mir, dass sie von ihren Großeltern ein kleines Cottage unten am Wasser geerbt hat und z.Z. dort Urlaub macht. Ganz ohne Strom, fließend Wasser, oder sonstigen Luxus. Das Cottage stammt noch aus der Zeit des Sägewerks und gehört zu den wenigen die noch so zu sagen in fast Privatbesitz innerhalb des Parks bestehen.
Ich fragte nach dem Sägewerk und sie erzählte mir darüber. Darunter eine kleine Geschichte aus ihrer Kindheit, die meine Phantasie in dieser Zeit versetzte und hier, diesen leeren Platz erneut, in Gedanken zumindest, zum Leben erweckte.
Ihre Geschichte: 
„ich erinnere mich… als wir Kinder waren, haben meine Schwester und ich hier bei unsere Großeltern in den Cottage unsere Ferien verbracht. Das Sägewerk hatte Hochbetrieb, es wurde Tag und Nacht gearbeitet. Es waren viele Menschen da, es war laut und viel Leben drum herum. Der Koch vom Sägewerk war ein ganz lieber alter Mann der uns sehr mochte. So sind wir jeden Abend vom Cottage ausgebüchst und heimlich zu ihm in die Küche des Sägewerks. Wir bekamen jeder einen großen Becher Tee und frischgebackene Kekse. Anschließend durften wir mit ihm die Bären füttern, die wie jeden Abend aus dem Wald kamen und die Küchenabfälle verputzen.“
Ich fand die Geschichte sehr schön und musste an Eigene aus meiner Kindheit denken.
Die Macht der Gewohnheit zwang mich zum Umschauen nach einem kleinen Stück Holz. Einfach so, um es als Andenken mitzunehmen. Schon stieß mein Blick auf den kleinen „auf mich warteten Flieger“ der vor mir lag. Klar, der musste mit!

Herzliche Sonntagsgrüße und an allen kanadischen Leser;
„Happy Thanksgiving“!

Montag, 1. Oktober 2012

Algonquin und seine Vergangenheit

Der „Booth Trail“ geht nicht nur durch einen stillen Wald und an Seen entlang, er geht auch ein wenig in die Geschichte von Algonquin.
In meinen letzten Post erwähnte ich schon, dass es hier nicht immer so still und erholsam war, wie es jetzt ist.
An den unteren Teil des Trichterförmigen Parks geht über 58 Km ein einziger Korridor, der Highway 60. Entlang dieses Korridors befinden sich die insgesamt neun Campingplätze des Parks.
Drei Resorts, Lodges (Teure und exklusive Unterkunft Möglichkeiten und Restaurants.)
Fünfzehn Wanderwege und so wie jeder andere Provincial Park, gibt es auch hier ein „Visitor Centre“. Hier findet man alle möglichen Informationen über den Park, kleine Veranstaltungen und Souvenirs.
Da es am zweiten Tag regnete, nahmen wir die Gelegenheit war, uns im Visitor Centre umzuschauen. Dort fand ich Quelle für Geschichten und Fotos.
Auf zum „old Railroad Booth Trail“.
Nach ein paar Kilometer Wanderweg, klettern über unzähligen herausstehenden Wurzeln und Felsen steht man stehe ich hier oben, genieße die Ruhe und die absolute Einsamkeit.
Ich schaue nach rechts, hinter der Bucht des Rock Lake befindet sich unser Campingplatz.

Ich schaue nach links, immer noch Lake Rock.

 Ich schaue vor mir in die Tiefe und bin stolz hier oben stehen zu dürfen.
Vielleicht liegt es an der Höhe, vielleicht liegt es an der Natur… oder, Beides… hier fühle ich mich in der Nähe des Schöpfers!
Mag sein dass Gott seine Mahlzeiten in Frankreich einnimmt, aber ich bin davon überzeugt, seine Siesta verbringt er hier!
 Wie soll man sich vorstellen können, dass es nicht immer so war? Und, ist die Umwelt inzwischen so sauber und gesund wie es aussieht, wie es sich anfühlt, wie sie duftet?
Kaum vorzustellen, dass all das was ich hier sehe, noch vor nicht zu langer Zeit mal kahl und trist war.
Abholzung und Waldbrände, haben sehr viel vernichtet.
Einst fanden die Jäger und Fallensteller eine satte Einkommensquelle hier im Algonquin. 
 Ich laufe hier durch den Wald und kann mir nicht vorstellen, dass hier mal Highlife war. Genau hier befanden sich ein Garten und ein Obstgarten. Insgesamt sind noch 270 unterschiedliche Alien-Pflanzen die aus eine anderen Welt hergebracht wurden. Weiter drüben war eine große Farm, hier grasten Rinder, Land wurde bestellt und sogar ein Tennisplatz ist zwar verwachsen, aber noch erkennbar.
 Mitten im Wald Spuren eines Fundaments, die Residenz des Richters Barclay die noch bis zum Jahre 1953 bewohnt war.
Richter Barclay war ein Verwandter von J.R. Booth, zu seiner Zeit, Kanadas mächtigster Holz (Lumber) Baron. 
 Barclay’s ehemalige Bootsanlegestelle vor seiner Villa.
 Dieser Trail hier, geht auch ein Stück entlang der alten Eisenbahn Linie.
Hin und wieder entdeckt man Spuren dieser Linie, alte Balken die einst die Schienen trugen.



 Was, hier eine Eisenbahnlinie? Nein, nicht irgendeine, ich stehe genau da, wo einst die verkehrsreichste Bahn Canadas durchsauste. 1890 wurde durch Antrieb unter Aufsicht des Lumber Barons J. R. Booth die Linie von Ottawa bis zur Georgian Bay gebaut.
Alleine die Vorstellung was es an Arbeitsschweiß kostete, Felsen mit Dynamit zu zermahlen um diese Linie zu konstruieren… enorm!
Vorzustellen wie viele Lokomotiven hier im Einsatz waren um von einen regen Bahnverkehr im 20Minutentakt Holz zum Westen brachte und von dort Getreide zurückbrachte, ist kaum möglich.
J.R. Booth beschäftigte allein für seine Sägewerke 4000 Mann, weitere 2000 als Holzfäller und natürlich unzählige Angestellte die als kleine Rädchen mitverantwortlich für das sich Drehen der großen Räder waren. 

Der Höhepunkt dieser Zeit war während des ersten Weltkrieges.
 J.R. Booth (Foto unten) sein Holzimperium wurde zu seiner Zeit als weltweit das größte Ein Mann Unternehmen bezeichnet. 
 Das alles hier? Kaum nachvollziehbar.
Doch schaut man richtig hin,  stehen auch nicht mehr solche mächtige Bäume wie damals (Bild unten, Mitte).
Heute ist es eher ein Junger Wald.
 Das soziale Leben hier oben, lies in keinster Weise was missen. Hotels, nobel Restaurants und Freizeitbeschäftigungen, alles da!

Heute, ein Freizeitpark nur zur Erholung und um sich zu erholen!
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Demnächst, „Auf die Spuren des alten Sägewerks“
Herzliche Grüße!